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Begutachtung chirurgisch-orthopädischer Berufskrankheiten durch mechanische Einwirkungen

E. Ludolph und M. Meyer-Clement:

Schadensbilder, Differenzialdiagnosen, Rechtsprechung, Merkblatt, wissenschaftliche Stellungnahmen und Empfehlungen. Ecomed Verlag, Düsseldorf, 2019, Geb., 480 Seiten, € 89,99

ISBN 978-3-609-16509-7

Die Begutachtung von Unfallfolgen in allen Rechtsgebieten gehört originär zum Aufgabengebiet des früheren Facharztes für Chirurgie / Spezielle Unfallchirurgie bzw. heute des Facharztes für Orthopädie und Unfallchirurgie. Allerdings werden Kenntnisse in der Begutachtung der orthopädischen Berufserkrankungen oftmals nur selten in speziellen Gutachterseminaren vermittelt. Selbst die neustrukturierten Anforderungen an den Durchgangsarzt, welche eine regelmäßige Weiterbildung in der Begutachtung der Unfallfolgen vorschreiben, beinhaltet eine Weiterbildung im Gebiet der BK-Begutachtung nur fakultativ.

Somit stellt die Erstellung von BK-Zusammenhangsgutachten im Rahmen von BK-Verfahren für viele Kolleginnen und Kollegen zunächst eine erhebliche Herausforderung dar, sich mit einer für sie relativ unbekannten Materie zu befassen. Erläuterungen in den Fragen an die Gutachter durch die auftraggebenden Verwaltungen oder klare Formulierungen in den Beweisfragen im Sozialgerichtsverfahren fehlen häufig. Somit muss sich der beauftragte Gutachter oftmals mit einer für ihn wenig oder gar nicht vertrauten Materie befassen. Die Folgen sind einerseits die fehlende Akzeptanz beim Auftraggeber oder umgekehrt Frust beim Gutachter, wenn es immer wieder zu Rückfragen mit der Bitte um Erläuterung oder gar zu einer zeitaufwendige Terminladung bei Gericht kommt.

Es existieren zahlreiche Werke, die sich mit der unfallchirurgisch-orthopädischen Begutachtung auf dem Sozialrechtsgebiet befassen. In diesen Werken wird die BK-Begutachtung oft nur in „Nebenkapiteln“ abhandelt oder fehlt vollständig. Auch die durch die DGUV herausgegebenen Merkblätter sind für den Gutachter häufig sehr allgemein gehalten und lassen tiefergehende Informationen vermissen. Zudem sind viele dieser Merkblätter häufig sehr alten Datums. Da das deutsche BK-Recht in dieser Form weltweit einmalig ist, sind Recherchen in der internationalen Literatur bei der Beantwortung spezieller Fragestellungen ebenso oft nicht zielführend.

Den Autoren ist es mit diesem Werk gelungen, eine lange bestehende Lücke in der deutschen sozialrechtlichen Begutachtungsliteratur zu füllen. Neben einem recht prägnant gehaltenen und wesentliche juristische Begriffserklärungen umfassenden Einführungskapitel werden im Folgenden die orthopädischen Berufskrankheiten aus dem Abschnitt „physikalisch verursacht“ der BKVO systematisch abgehandelt. Dabei findet sich für alle einzelnen BKn ein sehr guter, didaktisch für den Leser klar nachvollziehbarer Algorithmus: Erläuterung von Verordnungstext, Historie, Darstellung der arbeitstechnischen Voraussetzungen, der medizinischen Voraussetzungen und Hinweise zur Kausalitätsbeurteilung. Zum Schluss eines jeden Kapitels werden zudem noch einzelne LSG – Urteile bzw. Urteile des BSG dargestellt und anschaulich erläutert.

Zusammenfassend handelt es sich bei dem Werk um eine gelungene Synopsis des derzeitigen Standes der wissenschaftlichen Erkenntnis im Bereich der Begutachtung der orthopädischen BKn. Sie kann als Einstiegswerk für „BK-Neugutachter“ genauso wie als Nachschlagewerk für den Erfahrenen empfohlen werden.

G. Spahn, Eisenach