1. Auflage 2018/2019, 202/219 Seiten, Nomos Verlag, Baden-Baden
ISBN 978-3-8487-4844-0 und
978-3-8487-5305-5, € 39,00 und 44,00.
Die Zulassung des (einstweilen wohl nur) teuersten Medikamentes der Welt durch die US-amerikanische FDA, des Mittels Zolgensma der Firma Novartis zur Behandlung einer seltenen Form einer Muskelkrankheit, mit einem Preis von rund 2,1 Millionen Dollar für eine Einmaldosis, hat erneut der Diskussion um Kosten und Nutzen und daraus zwangsläufig irgendwann an einem Punkt resultierender Rationierung in der medizinischen Behandlung Auftrieb gegeben. Die Politik wird nach allen Erfahrungen versuchen, Regelungen mit einem solchen Anschein von Rationierung für sich zu vermeiden und die aber zweifellos notwendig werdenden Entscheidungen der Verteilung nicht beliebig zu vermehrender Ressourcen anderen Instanzen aufzuerlegen, wobei an irgendeinem Punkt auch der medizinische Sachverständige ins Spiel kommen könnte.
Die Diskussion um eine gerechte Verteilung der Mittel im Gesundheitssystem brauchte angesichts der durch die wirtschaftlich erfolgreichen Zeiten lange Jahre doch im Wesentlichen ausreichenden Mittel im Gesundheitswesen nur auf kleiner Flamme geführt zu werden, wird aber angesichts des oben gezeigten Beispiels, zu dem noch viele Nachfolger in den nächsten Jahren kommen werden, in einer umfassenderen gesamtgesellschaftlichen Form nicht mehr zu vermeiden sein.
Die Beiträge in den zwei Bänden der Reihe „Bioethik in Wissenschaft und Gesellschaft“ entstammen einer Ringvorlesung und einer interdisziplinären Tagung der Universität Graz. Angesprochen werden in den durchweg lesenswerten 23 Beiträgen in den zwei Bänden eine Vielzahl von Einzelfragen zum Dachaspekt einer Verteilungsgerechtigkeit in der Medizin. Wenn jedoch „die Gerechtigkeit die erste Tugend sozialer Institutionen, so wie die Wahrheit bei Gedankensystemen“ ist (Rawls), muss die akademische Diskussion überleiten zu einer breiten Diskussion gesamtgesellschaftlicher Natur zu der Frage, wie und unter welchen Voraussetzungen die in Zukunft knapper werdenden Ressourcen in der Medizin aufgeteilt werden sollen.
E. Losch, Frankfurt am Main