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SIRS-2

Schmidt, Thomas; Watzke, Stefan; Lanquillon, Stefan; Stieglitz, Rolf-Dieter (2019) Deutschsprachige Adaptation des Structured Interview of Reported Symptoms, 2nd Edition von Richard Rogers, Kenneth W. Sewell and Nathan D. Gillard. Hogrefe Verlag Bern

Die Präsentation von nicht-authentischen psychischen Beschwerden und/oder nicht- authentischen psychisch bedingten Leistungseinschränkungen kommen je nach Kontext in unterschiedlichem Ausmass vor; im Rahmen von versicherungspsychiatrischen Gutachten liegen die Raten je nach Studie und Population im unteren bis mittleren zweistelligen Prozentbereich (eine Übersicht siehe bspw. Ebner 2016; Schmidt et al. 2020).Neben deren klinisch durchgeführter Beurteilung von Konsistenz und Plausibilität haben sich (psychologische) Beschwerdenvalidierungstests auch im deutschsprachigen Raum gut etabliert, nachdem sie im englischsprachigen Raum seit Jahrzehnten bereits bei Begutachtungen eingesetzt werden, um nicht-authentisch präsentierte psychische Symptome aufzudecken. Die Anzahl derjenigen Tests, welche für den deutschen Sprachraum nicht nur übersetzt, sondern auch validiert sind, ist jedoch bis heute sehr überschaubar geblieben. Das Erscheinen der 2. Auflage des „Structured Interview of Reported Symptoms“ (SIRS-2) auf Deutsch ist deshalb aus folgenden Gründen eine gute Nachricht:

  • Das SIRS-2 stellt, wie bereits dessen Vorgängerversion „SIRS“, einen „Goldstandard“ in der psychologischen Beschwerdenvalidierung dar.
  • Die deutsche Version ist sorgfältig übersetzt und für den deutschen Sprachraum validiert.
  • Es handelt sich um ein vollständig strukturiertes Interview, das für den psychiatrisch-gutachtlichen Einsatz geeignet ist und eine hohe Reliabilität (Zuverlässigkeit der Ergebnisse) besitzt.
  • Es deckt ein sehr weites Spektrum von psychischen Störungen, damit den „klinischen Alltag“ ab.
  • Das zugehörige Manual zu theoretischem Hintergrund, Durchführung und Auswertung des Tests ist sorgfältig und anschaulich erstellt.
  • Beim Einsatz von Beschwerdenvalidierungstests, so auch für Interview und Auswertung des SIRS-2 ist Folgendes zu beachten (vgl.: Ebner et al. 2016):

  • Deren Durchführung und Auswertung bedingt ein gründliches Studium des Manuals und möglichst auch eine Schulung.
  • Deren Einsatz sollte im Rahmen einer umfassenden klinischen wie testpsychologischen Beurteilung erfolgen und erfordert eine ausreichende klinisch-psychiatrische Erfahrung.
  • Die Beurteilung von Konsistenz hat nicht nur für den „Querschnitt“ (Begutachtungszeitraum) zu erfolgen, sondern auch für den (akten-)anamnestischen Längsschnitt.
  • Beschwerdenvalidierungstests stellen nur einen – wenn auch bedeutsamen – Baustein in einem Mosaik zur Gesamtbeurteilung von Konsistenz und Plausibilität dar.
  • Unter diesen Voraussetzungen ist der SIRS-2 ein sehr wertvoller Test im Rahmen der versicherungspsychiatrischen Begutachtung.

    1 Ebner, Gerhard (2016) Ein medizinischer Blick auf „Simulation“ und Aggravation. In: Ueli Kieser (Hrsg.): Psychosomatische Störungen im Sozialversicherungsrecht. Blicke auf BGE 141 V 281 und darüber hinaus. Zürich/St. Gallen. Dike Verlag AG (101), S. 41–47

    2 Schmidt, Thomas et al. (2020) Prävalenz nicht-authentischer Beschwerdenbilder und Indikatoren in der Begutachtung psychischer und psychosomatischer Störungen – retrospektive Analyse einer Begutachtungsstichprobe. Die Rehabilitation, 59(04), S. 231-236.

    3 Ebner, Gerhard et al. (2016) Qualitätsleitlinien für versicherungspsychiatrische Gutachten - Schweizerische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie SGPP. Leitlinien für die Begutachtung psychiatrischer und psychosomatischer Störungen in der Versicherungsmedizin. 3. vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage. Schweizerische Zeitschrift für Sozialversicherung und berufliche Vorsorge SZS 60 (5), S. 435–496

    Dr. med. G. Ebner M.H.A. (Univ. Bern)
    Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie (CH), Mitglied FMH
    Zertifizierter medizinischer Gutachter SIM
    Präsident Swiss Insurance Medicine SIM
    Vorstandsmitglied Schweizerische Gesellschaft für Versicherungspsychiatrie SGVP