Ein solches Bauchaorten-Aneurysma tritt bei Männern im höheren Alter fünffach häufiger auf als bei Frauen; die wichtigsten Risikofaktoren sind Rauchen, eine langjährige Hypertonie sowie eine Hyperlipidämie. Auch Männer, die bereits einen Herzinfarkt erlitten haben oder bei denen in der Familie ein Aneurysma aufgetreten ist, sind besonders gefährdet.
Eine Früherkennung ist durch eine Ultraschalluntersuchung der Bauchschlagader möglich. „Sie wird demnächst allen Männern über 65 Jahre als Kassenleistung angeboten, was wir Chirurgen uneingeschränkt begrüßen“, erklärte Prof. Dr. Tim Pohlemann, Präsident der DGCH. Experten gehen davon aus, dass bei 20 von 1 000 Männern ein Aneurysma gefunden wird, das aber nur bei 2 von 1 000 Männern eine lebensbedrohliche Größe erreicht.
Eine lebensbedrohliche Größe ist bei einem Durchmesser von 5,5 Zentimetern gegeben. Manchmal zeigt auch eine Pilzform an, dass das Aneurysma jederzeit einreißen kann. „Diese Ruptur führt zu einer schweren inneren Blutung, die auch bei einer sofortigen Operation nur in etwa 60 Prozent der Fälle überlebt wird, wenn der Patient das Krankenhaus lebend erreicht“, berichtete Prof. Dr. Thomas Schmitz-Rixen, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG). In Deutschland sterben jedes Jahr etwa 1.200 Menschen an geplatzten Bauch-Aortenaneurysmen. Prominente Opfer waren beispielsweise Albert Einstein oder Thomas Mann.
Eine frühzeitige Behandlung kann den Tod verhindern, wobei zwei Methoden zur Auswahl stehen: Bei der klassischen Operation eröffnet der Chirurg den Bauchraum und ersetzt nach beidseitigem Abklemmen der Aorta das Aneurysma durch eine Gefäßprothese. Beim häufiger angewandten endovaskulären Verfahren wird über beide Leistenschlagader ein Stentgraft in die Aorta geschoben, der das Aneurysma von innen überdeckt. „Der Eingriff ist schonender, weil die Bauchhöhle nicht eröffnet wird und die Zirkulation nicht wesentlich unterbrochen wird“, erklärt Schmitz-Rixen. „Nachteilig ist eine regelmäßige, immer lebenslange Überwachung.“
Beide Behandlungen sind nicht ohne Risiken. Einige Patienten sterben nach dem Eingriff, wenngleich das Risiko sehr gering ist. „Nach den neuesten Zahlen der DGG beträgt die Sterblichkeit 5,4 Prozent bei der Operation und 0,9 Prozent nach dem endovaskulären Verfahren“, so der Gefäßchirurg Schmitz-Rixen. Dennoch müsse das individuelle Sterblichkeitsrisiko in die Kalkulation einbezogen werden.
„Jüngere Patienten ohne weitere Begleiterkrankungen sollten sich auf jeden Fall behandeln lassen“, empfahl Schmitz-Rixen. Bei einem älteren Menschen über 80 Jahre, der stark übergewichtig ist, unter der einer COPD leidet, eine eingeschränkte Nierenfunktion hat oder schon einen Herzinfarkt erlitten hat, falle die Entscheidung schwieriger. „Nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiken kann es günstiger sein, Blutdruck und Blutfette zu behandeln und abzuwarten, ob das Aneurysma sich weiter vergrößert“, bilanzierte der Gefäßchirurg.
Anzumerken ist, dass gerade unter dem Aspekt der Arzthaftung auch eine detaillierte Aufklärung des Patienten über die individuellen Risiken seiner Erkrankung, die Behandlungsmöglichkeiten und wiederum deren Risiken erforderlich ist.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden