Das Gedankenlesen ist laut Professor John-Dylan Haynes vom Bernstein Center for Computational Neuroscience an der Charité Berlin keine Erfindung der Neurowissenschaft. Rudimentäres Gedankenlesen sei vielmehr eine wichtige kognitive Fähigkeit des Menschen. Ein hochroter Kopf zeige auch dem Laien, dass ein anderer Mensch verlegen ist. Hirnforscher verfügen allerdings über eine Reihe von Instrumenten, mit denen sie verborgen liegende Gedanken, zum Teil erkennen können.
Dies ist zum einen die Elektroenzephalografie (EEG), die die elektrischen Signale aufzeichnet, und zum anderen die Magnetenzephalografie, die die magnetischen Felder misst, die bei jeder Hirnaktivität, also auch beim Denken, entstehen. Ihre Auflösung liegt allerdings im Bereich von mehreren Zentimetern und ist damit zu gering, um einzelne Gedanken zu erfassen, so Haynes. Wesentlich genauer mit einer Auflösung von wenigen Millimetern sei die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT). Sie misst die Hirnaktivität allerdings nur indirekt. Anhaltspunkt für die Forscher ist in diesem Fall der Anstieg des Sauerstoffverbrauchs, zu dem es bei einer vermehrten Hirnaktivität kommt.
Professor Haynes konnte bereits vor zehn Jahren in einem Experiment zu 70 Prozent vorhersagen, ob ein Proband sich vorgenommen hat, zwei Zahlen zu addieren oder zu subtrahieren. Die Hirnsignale zeigten die Entscheidung des Probanden an, noch bevor dieser sie mittels Knopfdruck bewusst mitteilte.
Eine „universelle Gedankenlesemaschine“, die die mentalen Zustände einer Person mit beliebiger Detailschärfe ausliest, sei dennoch auf lange Sicht nicht zu erwarten, erklärt Haynes. Dies scheitere zum einen an der fehlenden Messgenauigkeit der Geräte. Zum anderen müssten zunächst einmal für jeden einzelnen Gedanken mit einem Scanner die dabei entstehenden Signale aufgezeichnet und katalogisiert werden. Nach Ansicht des Experten ein aussichtsloses Unterfangen, denn die Erkenntnisse ließen sich nicht ohne Weiteres von einer Person auf eine andere übertragen.
Einen fMRT-basierten Lügendetektor hält er zwar theoretisch für denkbar. Die Geräte seien im Labor bereits in der Lage, bei Ja-/Nein-Antworten zu erkennen, ob ein Mensch die Wahrheit sagt oder nicht. Dabei seien sie zuverlässiger als klassische Lügendetektoren. Diese messen die Veränderung von Hautwiderstand, Herz- und Atemfrequenz und geben damit nur indirekte Hinweise auf die Wahrheit einer Aussage. Sie seien daher von geschickten Lügnern manipulierbar. Allerdings sei man trotz aller Forschung derzeit noch weit von einem zuverlässigen fMRT-Lügendetektor entfernt. Außerdem seien zahlreiche ethische und rechtliche Probleme noch zu klären.
Für die Marktforschung, etwa für Kundenbefragungen vor Ort, seien Untersuchungen zu aufwendig und zu unzuverlässig. Hersteller hätten zwar ein Interesse herauszufinden, ob ihre Ware das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert oder im Extremfall sogar ein starkes Verlangen wie beim Konsum von Drogen auslöst. Allerdings stünden hier neben der technischen Machbarkeit auch ethische Bedenken, vor allem in Bezug auf mögliche Manipulation der Kunden, einem Einsatz im Weg.
J.-D. Haynes:
Gedankenlesen aus der Hirnaktivität?
Nervenheilkunde 2018; 37 (7/8); S. 507–512
Pressemittelung Thieme
Dies ist zum einen die Elektroenzephalografie (EEG), die die elektrischen Signale aufzeichnet, und zum anderen die Magnetenzephalografie, die die magnetischen Felder misst, die bei jeder Hirnaktivität, also auch beim Denken, entstehen. Ihre Auflösung liegt allerdings im Bereich von mehreren Zentimetern und ist damit zu gering, um einzelne Gedanken zu erfassen, so Haynes. Wesentlich genauer mit einer Auflösung von wenigen Millimetern sei die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT). Sie misst die Hirnaktivität allerdings nur indirekt. Anhaltspunkt für die Forscher ist in diesem Fall der Anstieg des Sauerstoffverbrauchs, zu dem es bei einer vermehrten Hirnaktivität kommt.
Professor Haynes konnte bereits vor zehn Jahren in einem Experiment zu 70 Prozent vorhersagen, ob ein Proband sich vorgenommen hat, zwei Zahlen zu addieren oder zu subtrahieren. Die Hirnsignale zeigten die Entscheidung des Probanden an, noch bevor dieser sie mittels Knopfdruck bewusst mitteilte.
Eine „universelle Gedankenlesemaschine“, die die mentalen Zustände einer Person mit beliebiger Detailschärfe ausliest, sei dennoch auf lange Sicht nicht zu erwarten, erklärt Haynes. Dies scheitere zum einen an der fehlenden Messgenauigkeit der Geräte. Zum anderen müssten zunächst einmal für jeden einzelnen Gedanken mit einem Scanner die dabei entstehenden Signale aufgezeichnet und katalogisiert werden. Nach Ansicht des Experten ein aussichtsloses Unterfangen, denn die Erkenntnisse ließen sich nicht ohne Weiteres von einer Person auf eine andere übertragen.
Einen fMRT-basierten Lügendetektor hält er zwar theoretisch für denkbar. Die Geräte seien im Labor bereits in der Lage, bei Ja-/Nein-Antworten zu erkennen, ob ein Mensch die Wahrheit sagt oder nicht. Dabei seien sie zuverlässiger als klassische Lügendetektoren. Diese messen die Veränderung von Hautwiderstand, Herz- und Atemfrequenz und geben damit nur indirekte Hinweise auf die Wahrheit einer Aussage. Sie seien daher von geschickten Lügnern manipulierbar. Allerdings sei man trotz aller Forschung derzeit noch weit von einem zuverlässigen fMRT-Lügendetektor entfernt. Außerdem seien zahlreiche ethische und rechtliche Probleme noch zu klären.
Für die Marktforschung, etwa für Kundenbefragungen vor Ort, seien Untersuchungen zu aufwendig und zu unzuverlässig. Hersteller hätten zwar ein Interesse herauszufinden, ob ihre Ware das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert oder im Extremfall sogar ein starkes Verlangen wie beim Konsum von Drogen auslöst. Allerdings stünden hier neben der technischen Machbarkeit auch ethische Bedenken, vor allem in Bezug auf mögliche Manipulation der Kunden, einem Einsatz im Weg.
J.-D. Haynes:
Gedankenlesen aus der Hirnaktivität?
Nervenheilkunde 2018; 37 (7/8); S. 507–512
Pressemittelung Thieme