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Entscheidung für eine Knie-Endoprothese sorgfältig treffen

Obwohl der Gelenkersatz zu den erfolgreichsten Eingriffen in Orthopädie und Unfallchirurgie gehört, sind zehn bis zwanzig Prozent der Patienten unzufrieden mit dem Ergebnis. „Das liegt vor allem daran, dass sie sehr hohe Erwartungen an das Leben nach der Operation stellen, die wir leider nicht immer erfüllen können“, erklärte Werner E. Siebert, Kongresspräsident der DKOU 2018 für die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie. „Je nach Schweregrad der Arthrose und möglichen Begleiterkrankungen wird der Patient auch nach dem Gelenkersatz mit Einschränkungen leben müssen.“

„Umso wichtiger ist es, dass Patienten bei der Entscheidung für oder gegen einen Gelenkersatz ein Mitspracherecht haben“, betonte Erika Gromnica-Ihle von der Deutschen Rheuma-Liga. „Es ist bekannt, dass sich die Erwartungen an eine Operation von Ärzten und Patienten unterscheiden“, so die Expertin.

Deshalb wurden bei der Erstellung der neuen Leitlinie „Indikation Knie-Endoprothese“ auch Patientenvertreter mit einbezogen. Die Leitlinie bietet wissenschaftlich gesicherte Empfehlungen, die den Patienten über die Kriterien für eine Gelenkoperation aufklären und bei der Entscheidung unterstützen sollen.

Die Leitlinie nennt vier Hauptkriterien, die für eine Knie-Endoprothese erfüllt sein sollen:
1. Der Schmerz besteht seit mindestens drei bis sechs Monaten und tritt entweder dauerhaft oder mehrmals wöchentlich bei Belastung auf.
2. Die Schäden am Gelenk müssen auf dem Röntgenbild deutlich sichtbar sein.
3. Medikamente und nicht medikamentöse Maßnahmen, wie Bewegung und Krankengymnastik, können über einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten den Schmerz nicht mehr ausreichend lindern.
4. Die Schmerzen schränken den Patienten im täglichen Leben so stark ein, dass er nicht mehr bereit ist, sich mit ihnen abzufinden.

Neben diesen Hauptkriterien können einige Nebenkriterien berücksichtigt werden, etwa wie weit der Patient ohne Pause gehen, stehen oder Treppen steigen kann, ob er seinen Beruf oder Tätigkeiten im Haushalt noch ausführen kann und inwieweit er dabei auf Hilfe von anderen angewiesen ist.

„Wichtig ist, dass der Arzt den Patienten darüber aufklärt, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine Operation in diesen Punkten Verbesserung bringt“, betonte Gromnica-Ihle. Berücksichtigt werden müssen auch Risiken, die Verlauf und Ergebnis der Operation verschlechtern können, etwa wenn der Patient gebrechlich ist oder Begleiterkrankungen hat.

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden