Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstandes der KZBV, erklärte dazu: "Amalgam ist der älteste, besterforschte zahnärztliche Werkstoff und wird in den allermeisten Fällen problemlos vertragen. Die Aufnahme von Quecksilber entspricht in etwa der Größenordnung der Quecksilberbelastung durch Nahrung und ist – auch nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen – unbedenklich."
Der propagierte langsame Ausstieg aus der Verwendung von Amalgam hat vornehmlich ökologische und nicht gesundheitliche Gründe. "Dass seine Anwendung für Kinder und Schwangere sowie bei bestimmten Erkrankungen eingeschränkt wurde, dient – ähnlich wie bei einigen Arzneimitteln – dem vorbeugenden Gesundheitsschutz", betonte Eßer.
Ein sehr guter Kommentar dazu findet sich in der „Apotheken Umschau“ (Heft 4/2017, S. 24-26); dort gibt Barbara Kandler-Schmitt einen Überblick über die Diskussion zur Frage der Schädlichkeit von Amalgam.
Sie zitiert Prof. Dr. Franz-Xaver Reichl, Dentaltoxikologe an der Zahnklinik der Universität München, der sich seit nahezu 30 Jahren mit den Nebenwirkungen von Zahnmaterialien beschäftigt, mit den Worten: „Kein einziger Amalgamträger wurde je durch seine Zahnfüllungen vergiftet.“ Zudem setzen die heute verwendeten Amalgame so gut wie kein Quecksilber mehr frei. „Intakte Amalgamfüllungen zu entfernen wäre ein zahnmedizinischer Kunstfehler“, kritisiert Reichl.
Zur Frage, warum nach wie vor viele Menschen davon überzeugt sind, dass Amalgamfüllungen ihrer Gesundheit schaden, verweist die Autorin auf Priv.-Doz. Dr. Johannes Ebert von der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Universität Erlangen: Das sei „offenbar eine Frage der Weltanschauung“. Patienten, die sich durch ihre Amalgamfüllungen beeinträchtigt fühlen, leiden zudem überproportional häufig an Depressionen oder Angststörungen.
Beseitige man bei Ihnen die vermeintlich schädlichen Füllungen, lassen die Beschwerden tatsächlich häufig nach, allerdings nur vorübergehend. „Die Amalgam-Entfernung wirkt wie ein gutes Plazebo“, erklärt Ebert. „Aber nach einiger Zeit treten die Symptome erneut auf – und dann findet sich in der Regel ein anderer Grund, um die gesundheitlichen Probleme zu erklären.“
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden