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Wenn die Schule zur Belastung wird: Studie untersucht Zusammenhang zwischen Schulzufriedenheit und Gesundheit

Wie wohl sich ein Kind in der Schule fühlt, hängt von vielen Faktoren ab: Neben den individuellen Kontakten zu Mitschülern spielen auch die fachlichen Anforderungen, das Lernklima und die Unterrichtsqualität eine Rolle. All diese Aspekte wurden und werden im Rahmen des Nationalen Bildungspanels (NEPS) in umfangreichen Fragebögen erfasst. Diese Daten bilden die Grundlage der Studie von Soziologin und Gesundheitswissenschaftlerin Professor Dr. Katharina Rathmann, die derzeit an der Fakultät Rehabilitationswissenschaften der TU Dortmund und im Fachbereich Pflege und Gesundheit an der Hochschule Fulda forscht und lehrt.

Gemeinsam mit Kollegen der Hertie School of Governance Berlin und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat sie die Aussagen von insgesamt 7.300 Siebtklässlern aller Regelschularten unter die Lupe genommen. Diese beinhalteten auch Angaben zur Gesundheit der Probanden. „Im Unterschied zu vielen anderen Untersuchungen fragt das NEPS auch nach eher objektiven Gesundheitsindikatoren wie der Zahl der krankheitsbedingten Fehltage“, erklärt Rathmann. Die Zahl der Kinder, die in den vier Wochen vor der Befragung vier oder mehr Tage wegen Krankheit gefehlt hatten, war dabei umso höher, je unzufriedener sie mit ihrer Schulsituation im Ganzen waren. Die auf Krankheiten zurückgehenden Fehltage variierten zudem signifikant zwischen den Schulformen: Haupt- und Realschüler sowie Schüler anderer Schulformen fehlten krankheitsbedingt häufiger als Gymnasiasten. „Möglicherweise erfahren Schüler, die eine andere Schulform als das Gymnasium besuchen, weniger Unterstützung durch Lehrpersonen und sind zudem häufiger mit einem lernabträglicheren Klassenklima konfrontiert“, so die Überlegung der Wissenschaftler.

Das Empfinden der Kinder, den Anforderungen in den Fächern Deutsch und Mathematik nicht gewachsen zu sein, hatte ebenfalls Auswirkungen: „Das Gefühl, trotz großer Anstrengung in diesen Fächern erfolglos zu bleiben, war mit einer schlechteren Gesundheitseinschätzung und einer höheren Zahl von Fehltagen assoziiert“, sagt Rathmann. Allerdings sei hier – wie auch bei den anderen Faktoren – die Frage der Kausalität noch offen. Immerhin sei es auch denkbar, dass viele Fehltage zu einem fachlichen Rückstand führten, der dann erst ein Gefühl der Hilflosigkeit entstehen lasse.

Das Klassenklima scheint dagegen keine gesundheitsrelevanten Auswirkungen zu haben. Einzige Ausnahme: Die sogenannte „Lernorientierung“: Dabei gibt der Lehrer vor jeder Stunde einen Überblick über die relevanten Unterrichtsinhalte und fasst diese auch am Ende des Unterrichts noch einmal zusammen. Auch stellt er das bearbeitete Thema in den größeren Kontext der vorangegangenen und nachfolgenden Themen. Dieser für sich genommen positive Aspekt der Unterrichtsgestaltung erwies sich in der Auswertung jedoch als kontraproduktiv. Schüler, die ihrem (Deutsch-)Lehrer eine solche Lernorientierung bescheinigten, schätzten ihre eigene Gesundheit schlechter ein und fehlten auch häufiger. Die Unterrichtsinhalte besonders zu betonen, sei womöglich gerade für schwächere Schüler belastend, mutmaßen die Forscher.

Die Ergebnisse der Auswertung unterstreichen, wie sehr schulisches Wohlbefinden mit der subjektiven Einschätzung der eigenen Gesundheit und krankheitsbedingten Fehltagen verknüpft ist. Maßnahmen der Gesundheitsförderung sollten daher diesen Aspekt in den Fokus rücken. Das sei vor allem bei Schülern notwendig, die nicht das Gymnasium, sondern eine andere Schulform besuchen, betonen die Autoren abschließend.

K. Rathmann et al.:
Klassenklima, schulisches Wohlbefinden und Gesundheit von Schülerinnen und Schülern in Deutschland: Ergebnisse des Nationalen Bildungspanels (NEPS)
Das Gesundheitswesen 2018, online erschienen am 14.03.2018

Pressemitteilung Thieme Kommunikation, Stuttgart

 

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