Die Beliebtheit der altindischen Bewegungs- und Geisteslehre ist seit Jahrzehnten ungebrochen hoch. „Zurzeit praktizieren knapp 16 Millionen Menschen in Deutschland Yoga oder möchten gerne damit anfangen“, erklärt PD Dr. Holger Cramer. Der Forschungsleiter an der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin, Kliniken Essen-Mitte, Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen, promovierte 2012 zur Wirksamkeit von Yoga bei chronischen Nackenschmerzen. Im Yoga einen bloßen Modetrend zu sehen, greife zu kurz, ist der Psychologe überzeugt. Meist seien es gesundheitliche Gründe, die die Menschen zum Yoga brächten, so Cramer. Auch einige Krankenkassen stuften Yoga inzwischen als wirksamen Therapie- und Präventionsansatz ein.
Dafür gibt es offenbar gute Gründe: In den über 300 randomisierten Studien, die Cramer in seine Auswertung einbezogen hat, wirkte sich Yoga nachweislich positiv auf unterschiedliche Beschwerden aus. Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und chronischen Schmerzen profitierten ebenso von der indischen Lehre wie Menschen mit psychischen Problemen.
„Dabei ist Yoga nicht gleich Yoga“, betont Cramer. Während Laien Yoga meist mit dem Einnehmen teils skurriler Haltungen gleichsetzten, umfasse die ursprüngliche Lehre noch eine Vielzahl weiterer Aspekte. „Dazu zählen auch Übungen zur Konzentration und Meditation, zu Selbstdisziplin und Atemkontrolle“, erläutert er. Entsprechend gebe es auch eine große Bandbreite von Yoga-Stilen und -Übungen. Die Art der Übungen sei dabei mit entscheidend für den therapeutischen Erfolg. Gegen Bluthochdruck etwa haben sich Yoga-Übungen als besonders wirksam erwiesen, die sich auf die Atmung konzentrieren. Offenbar setzen diese als Pranayama bezeichneten Übungen körpereigene Mechanismen in Gang, die die Auswirkungen von chronischem Stress mildern.
Der meditative Aspekt des Yoga wiederum scheint Patienten mit leichten Depressionen gut zu tun. Die angestrebte „Beruhigung der Gedankenwellen des Geistes“ kann den Betroffenen helfen, aus dem belastenden Grübeln auszubrechen. „Bildgebungsstudien konnten zeigen, dass Yoga in den Stoffwechsel der hierfür verantwortlichen Botenstoffe eingreift“, so Cramer.
Für Schmerzpatienten dagegen sind die speziellen Haltungsübungen hilfreich, die sogenannten Asanas. Die isometrischen Übungen, bei denen Muskeln angespannt werden, aber nicht ihre Länge ändern, verlangen eine hohe Konzentration auf Gelenkstellung und Muskeltonus. So brechen sie eingeschliffene Bewegungsmuster auf, fördern die Körperwahrnehmung und führen außerdem zu einer besseren Schmerzakzeptanz.
Die positiven Effekte lassen sich oft noch ein Jahr nach Ende des Kurses nachweisen. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die Teilnehmer zu Hause selbstständig weiterüben. „Schließlich geht es beim Yoga nicht darum, sich behandeln zu lassen, sondern selbst aktiv zu werden“, fasst Cramer zusammen.
H. Cramer:
Wo und wie wirkt Yoga? – Eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2017; 142 (25); S.1925–1929
Pressemittelung Thieme
Dafür gibt es offenbar gute Gründe: In den über 300 randomisierten Studien, die Cramer in seine Auswertung einbezogen hat, wirkte sich Yoga nachweislich positiv auf unterschiedliche Beschwerden aus. Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und chronischen Schmerzen profitierten ebenso von der indischen Lehre wie Menschen mit psychischen Problemen.
„Dabei ist Yoga nicht gleich Yoga“, betont Cramer. Während Laien Yoga meist mit dem Einnehmen teils skurriler Haltungen gleichsetzten, umfasse die ursprüngliche Lehre noch eine Vielzahl weiterer Aspekte. „Dazu zählen auch Übungen zur Konzentration und Meditation, zu Selbstdisziplin und Atemkontrolle“, erläutert er. Entsprechend gebe es auch eine große Bandbreite von Yoga-Stilen und -Übungen. Die Art der Übungen sei dabei mit entscheidend für den therapeutischen Erfolg. Gegen Bluthochdruck etwa haben sich Yoga-Übungen als besonders wirksam erwiesen, die sich auf die Atmung konzentrieren. Offenbar setzen diese als Pranayama bezeichneten Übungen körpereigene Mechanismen in Gang, die die Auswirkungen von chronischem Stress mildern.
Der meditative Aspekt des Yoga wiederum scheint Patienten mit leichten Depressionen gut zu tun. Die angestrebte „Beruhigung der Gedankenwellen des Geistes“ kann den Betroffenen helfen, aus dem belastenden Grübeln auszubrechen. „Bildgebungsstudien konnten zeigen, dass Yoga in den Stoffwechsel der hierfür verantwortlichen Botenstoffe eingreift“, so Cramer.
Für Schmerzpatienten dagegen sind die speziellen Haltungsübungen hilfreich, die sogenannten Asanas. Die isometrischen Übungen, bei denen Muskeln angespannt werden, aber nicht ihre Länge ändern, verlangen eine hohe Konzentration auf Gelenkstellung und Muskeltonus. So brechen sie eingeschliffene Bewegungsmuster auf, fördern die Körperwahrnehmung und führen außerdem zu einer besseren Schmerzakzeptanz.
Die positiven Effekte lassen sich oft noch ein Jahr nach Ende des Kurses nachweisen. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die Teilnehmer zu Hause selbstständig weiterüben. „Schließlich geht es beim Yoga nicht darum, sich behandeln zu lassen, sondern selbst aktiv zu werden“, fasst Cramer zusammen.
H. Cramer:
Wo und wie wirkt Yoga? – Eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2017; 142 (25); S.1925–1929
Pressemittelung Thieme