Magnetismus hat Menschen seit jeher fasziniert. Schon in der Antike sollen Ärzte Magneten auch als Heil-steine eingesetzt haben und noch heute glauben viele Menschen an die heilende Kraft von Magnetfeldern. Anders als den antiken Vorbildern stehen den Ärztinnen und Ärzten unserer Tage verschiedene technische Geräte zur Verfügung, die entweder statische, also gleichbleibende, oder pulsierende Magnetfelder erzeugen. Die Geräte reichen von Armbändern über Matten bis hin zu stromdurchflossenen Röhren.
Die Magnetfeldtherapie gehört zu den alternativ- und komplementärmedizinischen Verfahren und wird von Ärzten wie von Heilpraktikern angeboten. Zur Eigentherapie gibt es im Handel auch Heimgeräte, die auch 2.000 Euro kosten können. Magnetfelder entstehen an Magneten sowie immer dann, wenn elektrischer Strom fließt. Das physikalische Prinzip der Therapie ist also dasselbe wie bei den Magnetfeldern, die in der Nähe von Hochspannungsleitungen entstehen. Auch in Magnetresonanztomographen bauen sich Magnet-felder auf, die jedoch um ein Vielfaches stärker sind als die Magnetfelder in den Geräten zur Therapie.
Magnetfelder werden zur Linderung der unterschiedlichsten Beschwerden eingesetzt. Ein Einsatzgebiet ist der Kreuzschmerz. Ein probates Mittel gegen Kreuzschmerzen wäre in der Tat hoch willkommen, schließlich gibt in Befragungen jeder zweite 50 bis 60-Jährige an, in der vergangenen Woche an Kreuzschmerzen gelitten zu haben. Kreuzschmerzen sind nicht nur ein Volksleiden, sie sind auch enorm teuer: Vor allem wegen der Arbeitsausfälle kosten sie jedes Jahr viele Milliarden Euro.
Die Nationale Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz, in der Ärzte aller relevanten Fachgesellschaften sowie weitere Experten den aktuellen Stand des medizinischen Wissens analysiert und aufbereitet haben, führt auch 18 nicht-medikamentöse Verfahren an, die zur Behandlung von unspezifischen Kreuzschmerzen ein-gesetzt werden. Eines dieser Verfahren ist die Magnetfeldtherapie. Die Leitlinie rät davon ab, die Magnet-feldtherapie bei Kreuzschmerzen einzusetzen.
Für ihre eigene Analyse und Bewertung fanden die Wissenschaftler des IGeL-Monitors nur drei Studien, die eine statische Magnetfeldtherapie mit einer Scheintherapie verglichen haben. Davon konnte wiederum nur eine Studie einen Vorteil der Therapie erkennen. Die Aussagekraft der Studie wird durch ihre schlechte Qualität geschwächt. Man kann beispielsweise nicht ausschließen, dass die Patienten ahnten, zu welcher Gruppe sie gehörten. Zu ahnen, ob man die eigentliche Therapie oder nur eine Scheintherapie erhalten hat, kann leicht dazu führen, dass die Schmerzwahrnehmung verzerrt wird – und damit auch das Ergebnis der Studie, in der die Schmerzwahrnehmung abgefragt wurde. Das positive Ergebnis dieser einen Studie wird außerdem dadurch in Frage gestellt, dass die anderen beiden Studien, die ebenfalls keine gute Qualität aufwiesen, keine spezifischen Effekte ermitteln konnten. Schäden werden keine berichtet.
Insgesamt kommt der IGeL-Monitor also zu dem Schluss, dass von einer statischen Magnetfeldtherapie zur Behandlung von Kreuzschmerzen weder ein Nutzen noch ein Schaden zu erwarten ist. Wenn Nutzen und Schaden sich die Waage halten, führt das zur Gesamtbewertung „unklar“.
Pressekontakt: IGeL-Monitor, Dr. Christian Weymayr, 01577 6811061, presse@igel-monitor.de