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Neue US-Leitlinie zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen: DGE sieht Verzicht auf Cholesterinzielwerte kritisch

Atherosklerose, auch Arterienverkalkung genannt, ist eine Systemerkrankung der Schlagadern. Dabei kommt es an den Gefäßwänden zu Ablagerungen von Blutfetten, Bindegewebe oder Kalk. Diese sind oft Folge zu hoher Cholesterinwerte im Blut, insbesondere einer hohen Konzentration des sogenannten LDL-Cholesterins (low-density liporprotein). Die Gefäße verlieren ihre Elastizität. Bilden sich dann Gerinnsel (Thromben), kann es zu einem Gefäßverschluss und in der Folge zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen. Gelingt es, das LDL-Cholesterin zu senken, reduziert sich auch das Risiko für koronare Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE), erläutert: "Seit den 90er Jahren werden Statine erfolgreich eingesetzt, um das LDL-Cholesterin zu senken. Damit konnte die Häufigkeit von Erkrankungen und auch die Sterblichkeit reduziert werden."

Die Mitte November veröffentlichte Leitlinie des American College of Cardiology und der American Heart Association peilt einen radikalen Wechsel in der Verordnungspraxis an: Die Cholesterol-Leitlinie aus dem Jahr 2002 empfahl, Patienten sollten dann Statine einnehmen, wenn ihr Zehn-Jahres-Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden, 20 Prozent betrage. Von den ermittelten Risiken hängt auch der Zielwert des LDL-Cholesterinspiegels ab. Bei einem hohen kardiovaskulären Risiko beträgt der LDL-Wert 100 mg/dl. Die neue US-amerikanische Empfehlung gibt nun keine festen Zielwerte beim Cholesterinspiegel mehr vor. Sie besagt lediglich, dass jene Patienten Statine einnehmen sollten, deren Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall innerhalb der nächsten Dekade bei mehr als 7,5 Prozent liegt. Professor Dr. med. Klaus Parhofer, Leiter der Arbeitsgruppe Stoffwechsel am Klinikum der Universität München Großhadern erläutert: "Die neue US-Leitlinien ist eine Neuorientierung und unterscheidet sich von unseren Strategien. Da es keine Interventionsstudien gibt, die Zielwerte miteinander vergleichen, so die Argumentation der Amerikaner, könne auf Zielwerte auch ganz verzichtet werden." Damit werde jedoch eine "indirekte Evidenz" ignoriert, fügt der Experte aus München an. Für die Praxis in den USA bedeutet dies, dass vier Patientengruppen definiert werden, die Statine zur Senkung ihres LDL-Cholesterinwertes erhalten sollen: 1.) Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, 2.) Patienten, die einen LDL-Cholesterinwert von mehr als 190 mg/dl aufweisen, 3.) Patienten, die einen Diabetes Typ 1 oder Typ 2 haben und zwischen 40 und 75 Jahren alt sind, und 4.) Patienten, deren Risiko mehr als 7,5 Prozent beträgt, in den nächsten zehn Jahren einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zu bekommen.

Professor Parhofer plädiert dafür, den lange erprobten Weg der Cholesterin-Zielwerte weiterzugehen. "Nicht zuletzt die konsequente Umsetzung dieser Behandlungsstrategie, also das Abschätzen des Gesamtrisikos, das Festlegen eines Zielwertes und die Gabe von Statinen, hat zum Rückgang der atherosklerotischen kardiovaskulären Erkrankungen geführt." DGE-Mediensprecher Professor Schatz ergänzt: "In den vergangenen Jahren hat es eine Fülle von Daten zum Nutzen der Cholesterinsenkung gegeben. Wichtig ist es aber auch, die medikamentöse Therapie mit Lebensstiländerungen zu kombinieren." Nicht rauchen, mehr bewegen und gesund ernähren, fasst der Experte aus Bochum die wichtigsten Verhaltensweisen zusammen.

Literatur:

2013 ACC/AHA Guideline on the Treatment of Blood Cholesterol to Reduce Atherosclerotic Cardiovascular Risk in Adults Journal of the American College of Cardiology, http://content.onlinejacc.org/article.aspx?articleid=1770217

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, "endokrin" ausgeschüttet, das heißt nach "innen" in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben "exokrine" Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach "außen" ab.

Pressestelle:
Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
Anna Voormann
Dagmar Arnold
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Tel.: 0711 8931 380, Fax: 0711 8931 167
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