Dieses „Dosierungs-Glückspiel“ kann erhebliche Unterdosierungen zur Folge haben. Heutzutage eingesetzten Nierenersatzverfahren sind nicht nur effektiver, wenn es um die Entfernung von Urämie-Toxinen geht, sondern sie eliminieren auch mehr Elektrolyte, Nährstoffe und Antibiotika. Aufgrund eines höheren Verteilungsvolumens (fluid rescucitation, capillary leak) oder einer Hypalbuminämie kann die wirksame Konzentration eines Antibiotikums deutlich vermindert sein. Bei Nierenfunktionsverlust wird das Problem noch komplexer und die Dosierung der Antibiotika noch schwieriger, da nur bei wenigen Antibiotika die Möglichkeit des therapeutischen Drug Monitorings besteht.
Alte Dosierungsrichtlinien beruhen jedoch (auch in aktuellen Auflagen) auf Nierenersatzverfahren mit nicht mehr eingesetzten Filtern und reduzierten Dialyse-Intensitäten aus den 1960er und 1970er Jahren und sind somit meist nicht mehr zutreffend. Damit besteht die Gefahr der Unterdosierung der Antibiotika durch die Elimination während der Nierenersatztherapie.
Im Rahmen mehrerer aktueller Studien konnte bestätigt werden, dass teilweise das Doppelte oder mehr der empfohlenen Dosis eingesetzt werden muss, erklärte Kielstein. Auch Dosiserhöhungen bis zum Zehnfachen der bisher empfohlenen Dosis können beim Einsatz moderner Nierenersatzverfahren notwendig werden!
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden