Teilweise beruhen die heute noch befolgten Empfehlungen auf über fünfzig Jahre alten Expertenmeinungen, während inzwischen deutlich über 120 moderne, randomisierte und kontrollierte Studien die Effektivität kürzerer Therapie-Intervalle gezeigt haben. Mehrheitlich zeigt sich, zumindest bei suffizient oral bioverfügbaren antimikrobellen Substanzen, dass die orale antimikrobielle Therapie bezüglich ihrer Effektivität mit der intravenösen Therapie vergleichbar ist – selbst für vitale Indikationen wie Osteomyelitis, Endokarditis und Bakteriämie.
Trotz dieser Evidenz gibt es nach wie vor große Zurückhaltung im (deutschen) klinischen Alltag mit der Verkürzung und Oralisierung von antimikrobiellen Substanzen, kritisierte Spinner. So könne eine ambulant erworbene Pneumonie auch nur 3 bis 5 statt 5 bis 14 Tage mit gleichem Erfolg behandelt werden.
Eine zentrale Säule der Einführung der evidenzbasierten neuen Therapie-Empfehlungen sei – neben dem Wissen – auch die Etablierung von multiprofessionellen, strukturierten, antimikrobiellen Stewardship-Programmen.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden