Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Begutachtung von Arbeitslosen mit psychischen Erkrankungen

Menschen, die länger arbeitslos sind, leiden häufiger unter Depressionen, Angststörungen und Suchterkrankungen als die Allgemeinbevölkerung. Umgekehrt werden psychisch Vorerkrankte öfter arbeitslos als psychisch Gesunde; je nach Studie wird ein 2- bis 15-fach erhöhtes Risiko geschätzt.

Viele von ihnen befinden sich in einer Ausnahmesituation – sei es aufgrund der neu eingetretenen Arbeitslosigkeit, welche als tiefe Lebenskrise erlebt wird, oder aufgrund mannigfaltiger psychosozialer Probleme, die im Gefolge von längerer Arbeitslosigkeit entstanden oder ihr vorausgegangen sind.

Ehren nennt für die Begutachtung folgende Kernaussagen:

·       Die Begutachtung von arbeitslosen Menschen mit psychischen Erkrankungen sollte mehr­dimensional erfolgen, den psychosozialen Hintergrund der Erkrankung ausleuchten und – ­ohne die Auswirkungen der erlebten Stressoren und ggf. Traumatisierungen auszublenden – einer ressourcenorientierten und fähigkeitsbezogenen Betrachtungsweise Raum geben.

·       Es ist nur selten direkt aus der psychiatrischen Diagnose ableitbar, welche individuellen ­Leistungseinschränkungen daraus resultieren. Entscheidend ist vielmehr, wie sich die Person zu ihrer Erkrankung verhält und welche Einstellung sie ihr gegenüber entwickelt.

·       Die Beschreibung von psychischen Funktionen nach der ICF-Systematik dient auch dazu, ­genauer die Ressourcen des Probanden in den Blick zu bekommen.

·       Ein besonderes Augenmerk bei der Begutachtung vor allem von langzeitarbeitslosen Menschen auf die Frage zu richten, ob traumatische Vorerfahrungen bestehen, deren Folgen in die Gegenwart hineinwirken und die Persönlichkeitsstruktur dadurch nachhaltig erschüttern.

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden