Besonders gutachtlich ist sie mit zunehmendem Alter von „normalen“, evtl. auftretenden Verschlechterungen oft nur schwer abzugrenzen und zu differenzieren. Ganz allgemein ist auch die mit zunehmendem Alter entstehende Hörminderung häufig ein Produkt der Lebenslärmsumme, auch wenn diese nicht allein berufsbedingt ist. Hinzu kommen – neben Umwelteinflüssen – auch subjektive Faktoren wie Musikkonsum oder andere Lärmquellen in der Freizeit.
Die 2024 publizierte norwegische HUNT-Studie, eine aktuelle Langzeituntersuchung mit einer großen Anzahl von Probanden, untersuchte, ob sich die Hörfähigkeit bei Lärmschwerhörigkeit weiter verschlechtert, wenn keine weitere Lärmbelastung besteht. Der initiale Hörverlust war jedoch 20 Jahre später in keiner Frequenz verschlechtert.
Dieses Ergebnis ist für die Begutachtung von Lärmschäden und ihren Spätfolgen hilfreich: Wurde ja schon immer postuliert, dass eine Lärmschwerhörigkeit nicht fortschreitet, so ist dieses jetzt durch die Langzeitstudie über 20 Jahre eindrucksvoll nachgewiesen worden, so Hesse.
Andererseits, ebenfalls wichtig für die Begutachtung, wird durch eine Untersuchung aus Dänemark (Houmoller et al., Int J Audiol, 2023) auch klar, dass es gerade bei größerer Lärmbelastung keineswegs nur die C5-Senke ist, die eine Lärmschädigung charakterisiert; sondern sehr häufig finden sich auch Steilabfälle im Audiogramm. Auch dies wird häufig in Gutachten angezweifelt, muss aber sicherlich bei der Beurteilung Lärm-bedingter Hörschäden berücksichtigt werden, erklärte Hesse.
Viel wichtiger sei jedoch, dass Betroffene mit einer Lärmschwerhörigkeit, gerade wenn sie einen Steilabfall haben, häufig nur unzureichend mit Hörgeräten versorgt seien, weswegen die Rehabilitation der Betroffenen sehr sorgfältig HNO-ärztlich begleitet werden müsse.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden