Ein zentraler Meilenstein ist die Einführung der somatischen Belastungsstörung (Bodily Distress Disorder, BDD) in der ICD-11. Diese ersetzt das überholte Konzept der somatoformen Störungen und definiert die somatische Belastungsstörung nicht mehr als Ausschlussdiagnose, sondern anhand klarer Positivkriterien. Sie kombiniert anhaltende körperliche Beschwerden mit psychischen Verhaltensmerkmalen wie erhöhter Aufmerksamkeit und Sorgen gegenüber den Symptomen.
Studien belegen, dass die neuen diagnostischen Kriterien eine verbesserte Reliabilität, Validität und klinische Anwendbarkeit bieten. Besonders hervorzuheben ist die Berücksichtigung biopsychosozialer Risikofaktoren, die eine differenzierte Diagnostik und gezielte Behandlungsstrategien ermöglichen. Eine umfassende Übersichtsarbeit zur somatischen Belastungsstörung zeigt zudem, dass ein ähnliches Konzept bereits im DSM-5 erfolgreich etabliert wurde.
Die Umstellung von den somatoformen Störungen auf die somatische Belastungsstörung erleichtert eine frühere und präzisere Diagnose, vermeidet eine unnötige Ausschlussdiagnostik und trägt zur Entstigmatisierung betroffener Patienten bei, so Löwe.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden