Die deutsche S3-Leitlinie ist im Kern an die US-amerikanische Leitlinie der Surviving-Sepsis-Campaign (SSC) angelehnt. Im Wesentlichen wurden die in der SSC-Leitlinie gegebenen Empfehlungen übernommen, jedoch vor dem Hintergrund der aktuellen Literatur neu bewertet und nach Bedarf angepasst.
Patienten, die an einer Sepsis leiden, haben definitionsgemäß immer bereits eine Organdysfunktion und sind somit kritisch krank. Entsprechend empfiehlt die S3-Leitlinie, Sepsis und septischen Schock klar als „vitale Notfälle“ zu verstehen, mit deren
Behandlung ohne zeitliche Verzögerung begonnen werden muss.
Diese Empfehlung zielt insbesondere darauf, auch anderweitig publizierte Zeitfenster, wie z. B. das 1-Stunden-Bundle der SSC, als Obergrenzen zu verstehen und nicht als Zeitrahmen, der guten Gewissens voll ausgeschöpft werden kann. Grundsätzlich zählt in der Akuttherapie der Sepsis jede Minute, und das zeitkritische Vorgehen unterscheidet sich nicht von der Akutversorgung eines Herzinfarktes, Schlaganfalls oder Polytraumas.
Als kurze Zusammenfassung kann man festhalten, so Rahmel, dass vor allem drei Aspekte als entscheidend für die Überlebenswahrscheinlichkeit der Patienten eingestuft werden:
1. Frühzeitige Diagnose
2. Sofortige Gabe eines Breitspektrum-Antibiotikums
3. Schnelle hämodynamische Stabilisierung
Brunkhorst FM, Weigand MA, Pletz M et al.: S3 Guideline Sepsis – prevention, diagnosis, therapy, and aftercare: Long version. Med Klin Intensivmed Notfmed. 2020; 115 (Suppl 2): 37-109. doi:10.1007/s00063-020-00685-0
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden