Die pathophysiologische Hypothese geht davon aus, dass entzündliche Veränderungen im Bereich der Dura, Störungen der Endothelfunktion von kleinen duralen Gefäßen und ein erhöhter Hirndruck reduziert würden. Nun zeigt jedoch eine methodisch einwandfreie Studie von Hutchinson et al., dass es unter Dexamethason eher einen Trend zum Schlechteren gibt. Angesichts der Tatsache, dass 90 % aller Patienten in beiden Therapiegruppen der Studie letztendlich operiert wurden, fragt man sich auch, welche Relevanz die medikamentöse Therapie überhaupt haben soll, kommentierte Erbguth.
Diese Studie belege: Ein gutes Konzept und eine plausibilitätsgeleitete Handlungsweise, die in Lehrbüchern empfohlen werde, bürge noch lange nicht für Evidenz. Es gebe nach dieser Studie jedenfalls keinen Grund mehr, Kortikosteroide bei Patienten mit chronisch subduralen Hämatomen einzusetzen.
Hutchinson, P.J., Edlmann, E., Bulters. D. et al. (2020). Trial of dexamethason for chronic subdural hematoma. N Engl J Med 383, 2616–2627.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden