Im Zuge der COVID-19-Pandemie ist ME/CFS in den Fokus der klinischen und forschenden Medizin gerückt, weil ein Teil der Fälle von Post-COVID-19-Syndrom – auch im Kindes- und Jugendalter – klinisch als ME/CFS verläuft. In ihrem Mittelpunkt stehen die Zustandsverschlechterung nach Alltagsbelastung (postexertionelle Malaise) und eine oft schwere Fatigue, unterschiedliche Schmerzen, Störungen von Schlaf, Denk- und Merkfähigkeit sowie Fehlregulationen von Kreislauf, Hormon- und Immunsystem.
Die Erkrankung ist jedoch immer noch schlecht definiert, die Pathophysiologie ist unvollständig bekannt und es stehen keine krankheitsmodifizierenden Behandlungen zur Verfügung. Weil die Krankheit bis heute eine Ausschlussdiagnose ist und damit auf einer sorgfältigen Stufendiagnostik beruht, stellt ME/CFS hohe Anforderungen an die Behandler, so Braus. Ziel der Behandlung seien – neben Reduktion der Symptomatik – das Wiedererreichen der Alltagskompetenz und die berufliche Reintegration sowie das Verhindern von iatrogenen und gesellschaftlichen Nozebo-Effekten.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden