Obwohl der Beginn der Kernsymptomatik in der frühen Entwicklungsphase liegt, sollte berücksichtigt werden, dass sich die Symptome, wie soziale Beeinträchtigungen oder repetitive restriktive Verhaltensweisen und Interessen, auch erst später im Leben vollständig manifestieren können. Zudem sollte daran gedacht werden, dass es durchaus möglich ist, dass Personen ihre Defizite durch kompensatorische Anstrengung überdecken können, sodass die Defizite und die einhergehenden Beeinträchtigungen nicht immer unmittelbar erkennbar sind.
Bei Verdacht auf eine Autismus-Spektrum-Störung sollte zunächst ein Screening erfolgen. Es existieren derzeit allerdings keine Screening-Instrumente, die verlässlich zwischen Autismus-Spektrum-Störungen und anderen psychischen Störungen trennen können. Dennoch kann der Einsatz von Selbst- und Fremdbeurteilungsfragebögen, wie z. B. FSK und AQ, eine nützliche Ergänzung zu einer ersten Anamnese und klinischen Einschätzung bezüglich. einer möglichen Autismus-Symptomatik darstellen.
Bei erhärtetem Verdacht auf das Vorliegen einer Autismus-Spektrum-Störung sollte eine umfangreiche Diagnostik an einer spezialisierten Einrichtung erfolgen, welche sich an dem internationalen Goldstandard der Autismus-Spektrum-Störung-Diagnostik im Kindes- und Jugendalter orientiert.
Da Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung sehr häufig komorbide psychische und somatische Erkrankungen aufweisen (zu den häufigsten psychischen Komorbiditäten zählen affektive und Angststörungen sowie ADHS), ist eine Abklärung komorbider Erkrankungen für die Planung und Einleitung geeigneter Interventionen unerlässlich.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden