Man bezeichnet dieses Krankheitsbild als koronare mikrovaskuläre Dysfunktion (CMD, coronary microvascular dysfunction). Eine CMD kann verantwortlich sein für ein sog. ANOCA (Angina in non-obstructive coronary arteries) bzw., wenn Ischämie vorhanden, für ein INOCA (Ischemia in non-obstructive coronary arteries).
Pathophysiologisch kommt es durch strukturelle Veränderungen (vaskuläres Remodeling, perivaskuläre Fibrose, vaskuläre Rarefizierung etc.) und/oder funktionelle Veränderungen (endotheliale Dysfunktion, Dysfunktion der glatten Gefäßmuskulatur) der kleinen koronaren Gefäße (< 500 μm) zu einer Einschränkung der sog. koronaren Flussreserve und/oder Erhöhung des Index des mikrovaskulären Widerstandes.
Obwohl schon seit mehreren Jahrzehnten bekannt, ist die Erkrankung erst in den letzten Jahren mehr in den Fokus der Kardiologie gerückt, nicht zuletzt auch durch die seit wenigen Jahren vereinfachtere invasive Diagnostik mittels einer speziellen Software, die unter Nutzung eines koronaren Druckdrahtes und Durchführung einer Thermodilution eine Aussage über eine Pathologie an der koronaren Mikrovaskulatur erlaubt.
Die Symptomatik der an CMD erkrankten Patienten kann häufiger auch „atypisch“ sein mit Angina pectoris in Ruhe oder erst nach Belastung. Auch Luftnot als führendes Symptom kommt häufiger vor. So beschreibt die aktuelle ACC-Guideline zum chronischen Koronarsyndrom aus dem Jahre 2023 die „Exertional Dyspnoea“ als ein Symptom, bei dem man an eine mikrovaskuläre Angina denken sollte.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden