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Differenzierte rheumatologische Diagnostik

Den Ablauf der rheumatologischen Diagnostik beschrieb Ulf Müller-Ladner, Direktor der Abt. Rheumatologie & Klinische Immunologie an der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim und Vorsitzender der DGIM, auf dem 129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) vom 22. bis 25. April 2023 in Wiesbaden.

Bei der Erstvorstellung in der Ambulanz steht die fachrheumatologische Untersuchung an erster Stelle, bei der zusammen mit der Anamnese bereits 70 bis 80 Prozent der Verdachtsdiagnosen in eine mögliche Diagnose überführt werden können.

Hierzu addiert sich noch im Untersuchungsraum der Ultraschall, bei dem Entzündungen an den Gelenken außerhalb der Wirbelsäule gut sichtbar gemacht werden können und zum Beispiel bei Symmetrie an Händen und Füßen der Verdacht auf eine rheumatoide Arthritis weitgehend gefestigt werden kann.

Ergänzend und ebenfalls noch bei der ambulanten Vorstellung kann eine Kapillarmikroskopie durchgeführt werden, bei der gezeigt werden kann, ob zum Beispiel entsprechende Gefäßveränderungen wie bei einer systemischen Sklerose vorliegen, die dann fast keinen Zweifel an der Diagnose aufkommen lassen, erklärte der Kongresspräsident.

Das nächste wichtige Hilfsmittel sind die Laboruntersuchungen, die neben einem Routinelabor (Blutbild) vor allem Entzündungswerte wie BSG und CRP beinhalten. Die wichtigsten Marker zum Hinweis auf eine entzündlich-rheumatische Erkrankung sind Rheumafaktoren und CCP-Antikörper für die rheumatoide Arthritis, antinukleäre Antikörper und eine einfache Subdifferenzierung derselben für alle Kollagenosen, HLA-B27 für die entzündlichen Wirbelsäulenerkrankungen und zum Teil für die überlappende Gruppe der Spondylarthropathien (Morbus Bechterew, Psoriasis-Arthritis, Morbus Crohn) sowie bei entsprechender Konstellation Sarkoidose-Parameter und IgG4 für die IgG4-assoziierten Erkrankungen.

Ergänzt wird dieses Portfolio durch eine zielgerichtete Bildgebung der häufigsten Lokalisationsorte, wie zum Beispiel Röntgen der betroffenen Gelenke bei rheumatoider Arthritis, um die Gelenkdestruktionen zu determinieren. Eine entsprechende Diagnostik erfolgt an der Wirbelsäule bei entzündlichen Wirbelsäulenerkrankungen, hier aber mittels MRT, und die zielgerichtete Bildgebung bei Klein- und Großgefäßvaskulitiden, also zum Beispiel CT oder MRT bei Hals-Nasen-Ohren-Beteiligung beziehungsweise Lungenbeteiligung bei Kleingefäßvaskulitiden, MRT beziehungsweise in seltenen Fällen auch PET/CT bei den Großgefäßvaskulitiden.

Einzig bei der Arteriitis temporalis kann auch bereits im Untersuchungsraum durch eine Ultraschalluntersuchung der Arterien die Diagnose fast nahezu immer gesichert werden.

Zu beachten ist schließlich, dass nicht selten auch primär periphere Organe eine Erstmanifestation einer rheumatischen Erkrankung aufweisen, erklärte Müller-Ladner. Daher sollte zum Beispiel bei initialer Nierenbeteiligung die Niere punktiert werden oder bei Myokarditis oder Perimyokarditis ein MRT des Herzens durchgeführt werden. In bestimmten Fällen bei initialer Lungenbeteiligung müssen auch in der Lunge Proben entnommen werden.

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden