Aktuelle Studien demonstrieren die grundsätzliche diagnostische Überlegenheit der dreidimensionalen Bildgebung zur Bestimmung der Relation von Kronen und Wurzeln retinierter Zähne zu den Nachbarstrukturen, berichtete Stefan Haßfeld, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie – Plastische Operationen am Klinikum Dortmund auf dem 13. MKG-Update-Seminar am 4. und 5. Februar 2022 in Wiesbaden.
Obwohl die Dentale Volumentomografie (DVT), im internationalen Sprachgebrauch als Cone Beam Computed Tomography (CBCT) bezeichnet, seit vielen Jahren etablierter Bestandteil der bildgebenden Diagnostik in der zahnärztlichen Chirurgie, Oralchirurgie und Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie ist, fehlen jedoch weiterhin klare Aussagen zur Differenzialindikation des DVT-Einsatzes bei retinierten Weisheitszähnen.
Somit kann die Frage, bei welcher Art oder welchem Ausmaß der Verlagerung eine DVT-Aufnahme mit Wahrscheinlichkeit zusätzlich klinisch relevante Informationen liefert oder die Komplikationsrate verringert, noch nicht abschließend beantwortet werden. Insbesondere besteht kein evidenzbasierter Nachweis einer Reduktion des Risikos von Sensibilitätsstörungen nach operativer Weisheitszahnentfernung durch die DVT-Diagnostik.
Damit kann aber aus forensischer Sicht eine DVT-Aufnahme vor der Entfernung retinierter und verlagerter Weisheitszähne weiterhin nicht als Standard gefordert werden, erklärte Haßfeld – eine Aussage, die gerade aus gutachtlicher Sicht relevant ist.
Allerdings zeige sich ein deutlicher Trend zur Empfehlung der DVT-Diagnostik bei enger Nachbarschaft zwischen Wurzeln des verlagerten Weisheitszahns und dem Mandibularkanal. Hierbei sei vor allem auch der Aspekt der besseren Operationsplanung (bis hin zur Alternative der Koronektomie) und (bei detaillierter Information zur Topografie) möglicherweise schnelleren Operation zu berücksichtigen.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden