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EASO-Empfehlungen zum Management der Adipositas

Neue Erkenntnisse und gerade auch die Verfügbarkeit neuer Therapien erfordern dringend ein Update des Managements der Adipositas, erklärte Dagmar Führer von der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel am Universitätsklinikum Essen auf dem 19. Internisten-Update-Seminar am 22. und 23. November 2024 in Wiesbaden.

Dies hat die Europäische Gesellschaft für Adipositas (EASO) beispielhaft vorangetrieben und nun neue Empfehlungen zur Diagnostik, Stadieneinteilung und Behandlung der Adipositas bei Erwachsenen vorgeschlagen. Ausgangspunkt ist die Einordnung der Adipositas als eine chronische Erkrankung, die progredient verläuft und mit einer durch pathologisch vermehrte Energiespeicherung bedingten Morbidität und Moralität einhergeht.

Unter Berücksichtigung der Studienergebnisse hält die EASO fest, dass ein langfristiges multidisziplinäres Management der Adipositas erforderlich ist. Grundpfeiler der Adipositastherapie sind unverändert Verhaltensänderungen (Ernährungstherapie, Steigerung der körperlichen Aktivität, Stressabbau, Schlafverbesserung [!]) und eine psychologische Begleitung. Allen Menschen mit Adipositas soll diese Basistherapie angeboten werden.

  • Medikamente zur Behandlung der Adipositas werden nach den neuen EASO-Empfehlungen ab einem BMI > 30 kg/m2 bzw. > 27 kg/m2 mit Adipositas-begleitenden Erkrankungen oder anderen Komplikationen empfohlen.
  • Metabolische (im Hinblick auf Inflammation und Typ 2-Diabetes) bzw. bariatrische Eingriffe (im Hinblick auf Gewichtsreduktion) sollen bei Patienten mit BMI > 40 kg/m2 bzw. BMI > 35 kg/m2 mit eine Adipositas-bedingten Komplikation als Primärtherapie erwogen werden.
  • Für die Therapien ist nunmehr in Langzeitverlaufsdaten eine signifikante Reduktion von Morbidität als auch Mortalität eindrucksvoll bewiesen. Nach chirurgischer Therapie muss eine Langzeitbetreuung gewährleistet werden. Hier sind die niedergelassenen Hausärzte und Internisten gefordert.

    Ausdrücklich wird auch bereits bei Patienten mit BMI über 25 kg/m2, also „lediglich“ Übergewicht“, und Zeichen einer viszeralen Adipositas (Taillenumfang > 0,5 zur Körpergröße) sowie bestehenden Komorbiditäten oder körperlicher Beeinträchtigung durch das Übergewicht der Einsatz von Medikamenten zur Gewichtsreduktion angeregt.

    Diese neuen EASO-Empfehlungen sind folgerichtig vor dem Hintergrund der GLP-1 RA basierten Therapien als „Game Changer“ der Adipositastherapie, kommentierte Führer. Es bleibe zu hoffen, dass diese europäische Sichtweise auch in die Deutschen Leitlinien zur Adipositas Aufnahme finden werden, die noch in diesem Jahr erwartet werden. Ungeachtet der medizinischen Innovation bleibe aber die Frage, wer die Kosten für die Therapien (derzeit gehen wir von einer Adipositasprävalenz von etwa ¼ der Erwachsenenbevölkerung in Deutschland aus) übernehmen solle.

    Richtigerweise haben sich auch die Fachgesellschaften um eine Qualitätssicherung in der Adipositasversorgung engagiert und bieten seit diesem Jahr auch ein Fortbildungsangebot zum Adiposiologen DAG-DDG an. Dies stelle eine sinnvolle Ergänzung zur Zertifizierung von Adipositaszentren und zur Einführung des DMP-Adipositas dar.

    Busetto, L., Dicker, D., Frühbeck, G., Halford, J.C.G., Sbraccia, P., Yumuk, V., Goossens, G.H. (2024). A new framework for the diagnosis, staging and management of obesity in adults. Nat Med. 30 (9), 2395-2399.

    G.-M. Ostendorf, Wiesbaden

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