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Eisenmangel im Alter – nicht selten und abzuklären

2020 im Rahmen der English Longitudinal Study of Ageing erhobene Daten zur Prävalenz von Eisenmangel zeigen nun, dass dieser bei Erwachsenen über 50 Jahren häufiger sein könnte als bisher angenommen.  Bei der Analyse des Serum-Ferritins in 4.451 nicht-anämischen Personen (Hb > 12 g/l bei Frauen und > 13 g/l bei Männern) über 50 Jahre fand sich in 389 Fällen (8,7 %) eine Hypoferritinämie unter 30 ng/ml. Frauen waren häufiger betroffen als Männer (10,9 % vs. 6,3 %).

 

Weiter ergab sich über eine Beobachtungszeit von 14 Jahren eine erhöhte Mortalität in Assoziation mit nicht-anämischem Eisenmangel (Hazard Ratio 1,58; 95 %KI 1,29–1,93), die vor allem durch eine erhöhte Sterblichkeit bei betroffenen Frauen bedingt war.

 

Die hier gezeigten epidemiologischen Daten dokumentieren eine unerwartet hohe Prävalenz von Eisenmangel in der Allgemeinbevölkerung über 50 Jahren, die sich auf den Endpunkt Sterblichkeit auszuwirken scheint, kommentierte Kopp. Ob sich daraus Implikationen für das Screening asymptomatischer und nicht anämischer Personen ergeben, müsse individualisiert entschieden werden.

 

Symptome und Zeichen, die gehäuft assoziiert mit Eisenmangel auftreten und aufhorchen lassen sollten, sind Restless Legs, Lust auf eigentlich nicht zum Verzehr geeignete Dinge wie Erde, rohe Pasta oder Reis (Pica-Syndrom, wobei vor allem der Verzehr von Eiswürfeln spezifisch zu sein scheint), Mundwinkelrhagaden, Löffelnägel und natürlich Zeichen und Symptome der Anämie.

 

Vermieden werden sollte allerdings eine unbegründete Eisensubstitution (also ohne Nachweis eines Eisenmangels, auch bei hypochromer Anämie), denn die negativen Effekte einer Eisenüberladung werden wahrscheinlich in quantitativ ähnlichem Ausmaß unterschätzt, warnte Kopp.

 

Und es gelte die Grundregel: Mit der Diagnose Eisenmangel bei älteren Erwachsenen dürfe die Diagnostik nicht aufhören. Dem menschlichen Organismus gehe zuvor resorbiertes Eisen nur über Blut- oder Zellverlust verloren, weshalb Blutungsquellen (insbesondere als Ausdruck möglicher intestinaler oder urogenitaler Tumorerkrankungen) ausgeschlossen werden müssen.

 

Philip KEJ, Sadaka AS, Polkey MI, Hopkinson NS, Steptoe A, Fancourt D: The prevalence and associated mortality of non-anaemic iron deficiency in older adults: A 14 years observational cohort study. Br J Haematol. 2020; 189 (3): 566-572

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden