Funktionelle neurologische Störungen sind durch das Vorhandensein neurologischer Symptome (z. B. motorische Störungen, sensorische Störungen oder Bewusstseinsstörungen) gekennzeichnet, die durch neurologische oder andere körperliche Krankheiten nicht ausreichend erklärt werden können, aber dennoch zu klinisch bedeutsamen Beeinträchtigungen und Leiden führen. Sie stellen für das Gesundheitssystem eine hohe Kostenbelastung dar, sowohl aufgrund der hohen Zahl von Untersuchungen, denen sich die Patienten unterziehen („Doctor-Shopping“), als auch aufgrund der durch die Störungen selbst verursachten Behinderungen, die häufig zu Arbeitsplatzverlust oder Berentung führen.
Typischerweise treten funktionelle Körperbeschwerden in Kombination mit anderen psychischen und psychosomatischen Beeinträchtigungen auf. Insbesondere besteht eine hohe Komorbidität mit depressiven sowie somatoformen Störungen. Bei allen als beeinträchtigend erlebten und länger bestehenden Körperbeschwerden sollte also gezielt eine kompakte Diagnostik möglicher Angst- sowie depressiver Symptome erfolgen.
Die Diagnose funktioneller Körperbeschwerden wird heute nicht mehr im Ausschlussverfahren bei negativer Diagnostik möglicher somatischer Grunderkrankungen gestellt, sondern basiert auf positiven Diagnosekriterien. Diese haben allerdings hinweisenden und keinen beweisenden Charakter, so dass sie eine parallel durchzuführende fundierte, somatische Diagnostik nicht ersetzen, betonte Lahmann.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden