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Gefährlicher Trend im Internet: Das „Cortisol Face“

Das Internet hat in den letzten Monaten diesen Begriff geprägt, bei dem Influencer vor einem Überschuss des körpereigenen Stresshormons Cortisol warnen und damit ein rundlicheres Gesicht erklären. Damit einhergehend soll ein geringer Cortisolwert auch gegen Haarausfall oder vorzeitige Hautalterung helfen. Daher geben die Influencer Tipps, wie man den Cortisolspiegel senken und das rundliche Gesicht loswerden könne.

Dieser Trend ist gefährlich, weil er völlig verkennt, dass es sich bei Cortisol um ein lebensnotwendiges Hormon handelt, das den Körper überhaupt erst leistungsfähig macht und bei allen Menschen in einer tageszeitlichen Rhythmik und bedarfsgerecht gebildet wird. Die alltägliche Stressbelastung ist naturgemäß mit normalen Schwankungen des Cortisolspiegels verbunden, die nicht mit den typischen Folgen einer krankhaften Mehrsekretion von Cortisol im Sinne eines Cushing-Syndroms einhergehen. Das bedeutet: Nicht jedes rundlichere Gesicht ist auf einen erhöhten Cortisolspiegel oder das Cushing-Syndrom zurückzuführen!

Weiter erklärte Harbeck, dass kommerziellen Hormontests für zu Hause, die auch für Speichel-Cortisol über das Internet beziehbar sind, ungenau und irreführend sein können. Bei Nichtbeachtung äußerer Bedingungen wie der Tageszeit oder schlechter Qualität der Testverfahren seien die erhaltenen Ergebnisse nicht ausreichend verwertbar.

Immer wieder stellen sich verunsicherte Patienten in der Praxis oder Ambulanz vor, die meinen, eine Störung des Cortisol-Stoffwechsels zu haben, so Harbeck. Bei Verdacht auf eine hormonelle Ursache von Beschwerden sollte die Vorstellung in einer endokrinologischen Facharztpraxis erfolgen, um eine valide Messung inklusive Besprechung der Ergebnisse zu gewährleisten.

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden