In den letzten Jahren ist die Geräuschbelastung von Musikern in Bands, aber auch in klassischen Orchestern, zunehmend in den Fokus gerückt – auch deshalb, weil eine unversehrte Hörfähigkeit gerade für Musiker eine wesentliche Voraussetzung ihrer Arbeitsfähigkeit ist. Neben Veränderungen in den Orchestersälen selbst und in der Anordnung der Orchestermusiker zueinander liegt ein Hauptaspekt in der Verwendung von persönlichem Gehörschutz. Gleichzeitig beklagen Musiker, durch Verwendung von Gehörschutz ihre eigene Kontrolle zu verlieren und auch die Kontrolle der Musik der Anderen als nicht mehr ausreichend zu empfinden.
In einer aktuellen Studie aus den USA wurden nun zwei Experimente durchgeführt: Zuerst mussten die Musiker mit und ohne Gehörschutz musizieren und wurden dann über ihre Erfahrungen befragt. In einem zweiten Experiment wurden sowohl geschulte Musikhörer als auch Laien mit diesen Aufnahmen konfrontiert und sollten beschreiben, ob sie Unterschiede zwischen den verschiedenen Aufnahmen heraushören konnten.
o Im ersten Experiment zeigte sich, dass die Musiker sich deutlich wohler fühlten ohne Gehörschutz, auch wenn die große Mehrheit die Verwendung von Gehörschutz tolerabel empfand.
o Das zweite Experiment ergab, dass die Zuhörer nicht identifizieren konnten, ob mit oder ohne Gehörschutz gespielt wurde.
Gefolgert wird daraus, dass (da Gehörschutz letztlich einfach zu verwenden und auch nicht teuer ist) ein individueller Gehörschutz ein durchaus sinnvoller und die Musik nicht verfälschender Ansatz ist, die Musiker vor großen Lautstärken zu schützen, so Hesse.
Nelson, N.L. et al. (2020) Hearing protection success: Musicians have a favorable response to hearing protection and listeners are unable to identify music produced by musicians wearing hearing protection.
J Am Acad Audiol, 10, 763-770.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden
