Als Folge einer überschießenden Thrombin-Aktivierung, aggraviert durch die fehlregulierte Immunantwort, kann es bei einer Sepsis zu einer konsekutiven systemischen Gerinnungsstörung kommen, die durch fünf charakteristische Hauptpathologien gekennzeichnet ist:
1. Überaktivierung der Gerinnung
2. Überschießende Gerinnung
3. Einschränkung der natürlichen Antikoagulation
4. Fibrinolytic Shutdown
5. Reduzierte Clot-Stabilität
Diese fünf Prozesse führen initial zu einer verlängerten Prothrombinzeit und einem erhöhten INR, einer leicht reduzierten Thrombozytenzahl und erhöhten D-Dimeren. Im Verlauf kann diese initial massive Aktivierung des Gerinnungssystems in einer Verbrauchskoagulopathie mit einerseits Thrombembolien und andererseits diffusen Blutungen münden, was pathomechanistisch als disseminierte intravasale Gerinnung zu betrachten ist.
Sepsis-bedingte Koagulopathien haben vermutlich einen kausalen Einfluss auf den Krankheitsverlauf, so Rahmel. Daher sollte die Prophylaxe einer venösen Thromboembolie frühzeitig nach Behandlungsbeginn implementiert werden, erstmalig auch im Rahmen der Akutversorgung innerhalb der ersten Stunden, um der Überaktivierung des Gerinnungssystems entgegenzuwirken.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden