Die Ursachen dafür, dass ein Patient mit einem diabetischen Fuß eine Major-Amputation erleiden muss, sind vielfältig und gehen weit über die üblichen krankheitsbedingten Auslöser wie pAVK, Polyneuropathie und Infektion hinaus. Mehrere Studien zeigten auch eindeutig, dass der soziale Status, selbst in einem Gesundheitssystem mit freiem Zugang wie in Frankreich oder England, einen erheblichen Einfluss auf die Prävalenz von Fußulzera und auf die Amputationsrate ausübt. Außerdem sind Versorgungsstrukturen, die dazu führen, dass Patienten sich erst in einem weit fortgeschrittenen Zustand des diabetischen Fußsyndroms in spezialisierten Einrichtungen vorstellen, kontraproduktiv.
Mit Hilfe des DRG-Systems gewonnene Daten zeigen, dass es in den letzten Jahren nachweisbar zu einer Reduktion von Major-Amputationen in Deutschland gekommen ist. Dies ist eine überaus erfreuliche Entwicklung und bestätigt die diversen Anstrengungen, die zur Verbesserung der Versorgung der Patienten mit diabetischem Fuß in den letzten Jahren erreicht worden sind, so Spraul.
Entsprechend einer internationalen Vergleichsstudie zu Amputationen lag Deutschland allerdings im Jahr 2015, sowohl bei Major- als auch bei Minor-Amputationen, bei den absoluten Zahlen pro 100.000 Personen/Jahr in der Spitzengruppe. Dafür könnte einerseits die breite Verfügbarkeit von chirurgischen Krankenhausabteilungen in Deutschland verantwortlich sein, andererseits aber auch die Tatsache, dass bis heute keine Notwendigkeit besteht, interdisziplinäre Strukturen oder andere Qualitätsmaßnahmen bei Amputationen vorzuhalten, und dass jede Amputation von den Krankenkassen vergütet wird.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden