Eine Keimzelltumorerkrankung eines Hodens ist zudem einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung eines zweiten Hodentumors auf der Gegenseite. Metachrone Keimzelltumoren des kontralateralen Hodens treten bei 3 % bis 4 % der Hodentumorpatienten auf.
Eine Biopsie des kontralateralen Hodens zum Zeitpunkt der Erstdiagnose eines Hodentumors kann oft bereits eine Präkanzerose (Germ cell neoplasia in situ; GCNIS) detektieren, deren Risiko, in ein invasives Karzinom überzugehen, bei ca.10 % pro Jahr liegt. Die Sensitivität der Biopsie ist allerdings gering, während die Heilungsraten bei Auftreten eines Zweittumors hingegen hoch sind; daher ist die Routinebiopsie des kontralateralen Hodens kein etablierter Therapiestandard.
Erfolgt eine Biopsie mit Nachweis einer GCNIS, ist die Bestrahlung des verbliebenen Hodens mit 16 Gy bis 20 Gy Therapie der Wahl, sofern die Familienplanung des Patienten abgeschlossen ist (AWMF S3-Leitlinie Keimzelltumoren des Mannes, 2020).
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden