Um ein bestmögliches funktionelles Resultat bei kompletten Läsionen erreichen zu können, die sich nicht von selbst regenerieren, ist es wichtig, diese zeitnah einem entsprechenden Eingriff zuzuführen. Es gibt mittlerweile viele Kasuistiken und grundlagenwissenschaftliche Arbeiten, die nahelegen, dass der funktionelle Gewinn rekonstruktiver Nervenoperationen (Nerventransplantationen, Nervenkoaptationen), aber auch von Nerventransfers, davon abhängt, wie schnell operativ versorgt wird.
Deswegen ist es wichtig, möglichst zeitnah herauszufinden, ob ein Nerv eine Chance auf spontane Regeneration hat oder nicht. Neben der klinischen und elektrophysiologischen Untersuchung hat die Bildgebung von Nerven mit MRT (MR-Neurographie) und hochauflösendem Ultraschall (5 bis 18 MHz und mehr) immer mehr an Bedeutung gewonnen. Diese Untersuchungen können Hinweise darauf geben, ob der Nerv noch in Kontinuität ist, ob traumatische Neurome oder Teilverletzungen vorliegen.
Die operativen Verfahren zur Verbesserung und Wiederherstellung der Nervenfunktion nehmen zu und beschränken sich schon lange nicht mehr auf Neurolyse/Dekompression, Naht und Transplantation. Die Methoden des Nerventransfers werden immer vielfältiger und mit den klassischen Maßnahmen an Nerv, Muskel sowie Sehnen kombiniert.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden