Zwar haben multiplen Untersuchungen in verschiedenem klinischem Kontext gezeigt, dass Sauerstoff in hoher Konzentration bzw. mit hohen erreichten Partialdrücken schädlich ist. Daher verzichtet man z. B. bei der Neugeborenen-Reanimation wenn irgend möglich auf Sauerstoff. Auch beim Herzinfarkt wird nicht mehr automatisch Sauerstoff verabreicht.
Der erwartete Vorteil einer entsprechenden restriktiven Strategie konnte für Patienten mit ARDS dagegen in keiner der aktuellen Studien nachgewiesen werden – im Gegenteil gibt es sogar Hinweise auf handfeste Risiken einer zu restriktiven Strategie.
Daraus lässt sich aber noch nicht direkt ein sinnvoller Zielwert der Oxygenierung ableiten. Insbesondere beim ARDS stellt sich im klinischen Alltag immer wieder die Frage, welcher Mindest-PaO2 zu welchem Preis an Beatmungs-Invasivität erreicht werden sollte.
Diese Entscheidung kann nur individuell am Krankenbett gefällt werden, erklärte Mols. Aktuell sei jedenfalls völlig klar, dass eine Gewebehypoxie durch Vermeidung einer arteriellen Hypoxie (SaO2 ≥ 90 % und PaO2 ≥ 60 mmHg) und eine adäquate Organperfusion vermieden werden sollte. Wie groß der Sicherheitsabstand zu den Grenzen der Hypoxie gewählt werde, hänge vom klinischen Kontext ab.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden