Das zeigt eine aktuelle Studie, in der an neun französischen Kliniken eine Umfrage über den Zeitraum eines Jahres mit Fragebögen bei Patienten mit Gliomen der Grade II bis IV durchgeführt wurde. Erfragt wurden die Inanspruchnahme möglicher komplementärer und alternativer Therapien.
277 Patienten antworteten auf den Fragebogen. Das mittlere Alter der Patienten war 48 Jahre; 46 % hatten ein Glioblastom, 43 % ein Gliomrezidiv. 103 (45 %) Patienten änderten ihre Ernährungsgewohnheiten nach der Diagnose. Insgesamt 44 % der Patienten nutzen eine Art der Komplementärtherapie, hauptsächlich Nahrungsergänzungsmittel. Immerhin 32 %, also ein knappes Drittel der Patienten, nutzten alternative Methoden wie Akupunktur und „Magnetismus“.
Zusammengefasst nutzten 68 % der Patienten Angebote der Komplementär- oder Alternativmedizin. Die Patienten assoziierten mit diesen Therapien eine klare Verbesserung der Lebensqualität.
Für Deutschland ist durchaus von ähnlichen Zahlen auszugehen, kommentierte Goldbrunner. Diese Daten spiegeln vermutlich den sehr hohen Bedarf an zusätzlichen Maßnahmen und auch Zuwendung wider, welchen die klassische Schulmedizin nur insuffizient decke. Hier sei tatsächlich ein patientenorientiertes Umdenken mit dem Angebot entsprechender Leistungen anzuraten, damit die Patienten nicht von sich aus bei alternativen Anbietern unkontrollierte und ggf. kontraindizierte Therapien durchführen lassen.
Le Rhun E, Devos P, Bourg V, Darlix A, Lorgis V, Ahle G, Boone M, Taillandier L, Curtit E, Gras L, Lebrun Frenay C, Gramatzki D, Ramirez C, Simon N, Weller M: Complementary and alternative medicine use in glioma patients in France. J Neurooncol 2019; 145: 487-499
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden