Filler, wie sie zur kosmetischen Faltenunterspritzung verwendet werden, besitzen ein hohes und oft unterschätztes Nebenwirkungsrisiko, v. a. für die Auslösung granulomatöser Entzündungen, berichtete Thomas Dirschka von der CentroDerm-Klinik Wuppertal auf dem 14. Allgemeinmedizin-Update-Seminar am 4. und 5. September 2020 in Mainz.
Die Injektion von Fillern spielt in der ästhetischen Medizin eine zunehmende Rolle; allein in Deutschland werden pro Jahr mehrere 100.000 Behandlungen durchgeführt. Insbesondere bei semipermanenten oder permanenten Fillern kann es jedoch auch Jahre nach der Injektion zu granulomatösen Gewebereaktionen kommen, die sich in zum Teil schmerzhaften knotenartigen Indurationen im Applikationsbereich äußern. Diese sind nicht nur ästhetisch störend, sondern können auch Ausgangspunkt umfangreicher und fistulierender Entzündungsreaktionen sein. Da der Organismus permanente Filler nicht abbauen kann, verläuft die entzündliche Reaktion unkontrolliert weiter.
Lee et al. beschreiben den Fall einer granulomatösen Cheilitis nach Anwendung eines Lippenfillers. Ferner wird in Bezug auf diesen Fall eine Übersicht der Literatur zu diesem Thema vorgestellt [1]. Dabei wird als einziges wirksames Therapiekonzept die chirurgische Entfernung des Fillers empfohlen. Oft propagierte Steroidinjektionen haben demnach meist keinen Erfolg; Gleiches gilt für den Einsatz von Antibiotika.
Chiang et al. weisen zudem auf die Gefahr der intravaskulären Injektion von Fillern hin, die zu großflächigen Gewebeuntergängen und - bei Rezirkulation in die Arteria retinalis - auch zur Erblindung führen kann [2].
In Aufklärungsgesprächen vor Faltenbehandlungen wird das Risiko langanhaltender granulomatöser Reaktionen oft nicht hinreichend besprochen. Die Entfernung des eingebrachten Materials ist chirurgisch äußerst komplex und nicht narbenfrei realisierbar.
Leider werden ästhetische Maßnahmen hinsichtlich ihres Gefahrenpotenzials oft unterschätzt und ohne die erforderlichen anatomischen Kenntnisse und Möglichkeiten zu Sofortmaßnahmen im Komplikationsfall durchgeführt, kommentierte Dirschka. Hiervor müsse eindringlich gewarnt werden.
Literatur
1 Lee SC, Kim JB, Chin BR et al.: Inflammatory granuloma caused by injectable soft tissue filler (Artecoll). J Korean Assoc Oral Maxillofac Surg. 2013; 39 (4): 193–1966
2 Chiang YZ, Pierone G, Al-Niaimi F: Dermal fillers: Pathophysiology, prevention and treatment of complications. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2017 Mar; 31 (3): 405–413
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden