Eine wichtige und in der Versorgung kranker Kinder immer wieder thematisierte Problematik ist der sogenannten „Off-Label-Use“, d. h. die Verwendung eines Medikamentes außerhalb seiner expliziten Zulassung bezüglich Indikation, Altersgruppe, Dosis oder Applikationsweg und -form. Intranasales Esketamin/ Ketamin und Fentanyl haben für diese Verabreichungsart keine formale Zulassung zur Schmerztherapie bei Kindern, obwohl langjährige klinische Erfahrung und Evidenz für ihre sichere Anwendung in der Literatur hinterlegt ist.
Der verordnende notfallmedizinisch verantwortliche Arzt hat das Recht und die Verpflichtung, unter entsprechende Bedingungen ein Medikament ohne Zulassung (Off-Label) zu verschreiben, wenn es dem anerkannten Stand der medizinischen Wissenschaft entspricht, so Hoffmann. In der Pädiatrie sei die Off-Label-Anwendung häufig notwendig, um eine sachgerechte Pharmakotherapie zu gewährleisten.
In vielen Fällen (wie auch in den genannten intranasalen Applikationsformen) ist es sogar so, dass nicht zugelassene Medikamente aufgrund dieser Evidenz heutzutage sogar als Medikamente der ersten Wahl gelten. Dieser Sachverhalt wurde nun erstmalig in der AWMF-Leitlinie „Medikamentensicherheit bei Kindernotfällen“ thematisiert und damit endlich aus dem Schatten der Illegalität geholt.
Zusätzlich wird in dieser Leitlinie empfohlen, die gewichtsbezogen zu verabreichende Dosis unter Verwendung eines unterstützenden Systems (z. B. Tabelle, Lineale) zu entnehmen. Gerade Medikamente, welche eine geringe therapeutische Breite aufweisen oder bei Fehldosierung großen Schaden anrichten können (z. B. Adrenalin, Analgetika), sollen nicht ohne vorherige Überprüfung durch ein solches unterstützendes System erfolgen.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden