Darüber hinaus sind viele Patienten mit zunehmendem Fortschreiten der Erkrankung weniger gut in der Lage, formalen Aufklärungsgesprächen zu folgen und ihr Einverständnis in formal differenzierter Form zu beurkunden. Vor diesem Hintergrund hat der Umgang mit Off-Label-Use in der Palliativmedizin eine besondere Bedeutung.
Voraussetzung für einen Off-Label-Use sollte immer sein, dass zugelassene Alternativen ausgeschöpft sind oder gut begründbar nicht angewendet werden, z. B. aufgrund von Nebenwirkungen oder Kontraindikationen. Es sollte aufgrund der Datenlage eine begründete Aussicht auf einen Therapieerfolg bestehen. Das Risiko für Komplikationen der Therapie sollte gering bzw. der Situation angemessen sein.
Mit zu berücksichtigen ist, ob es sich um einen Off-Label-Use handelt, der wissenschaftlich gut belegbar oder rein experimentell ist. Eine Unterstützung im Umgang mit Off-Label-Use in der klinischen Praxis bietet eine standardisierte Dokumentation, die zur Sorgfaltseinhaltung notwendigen Schritte abfragen kann.
Off-Label-Use ist eine häufige Notwendigkeit in der Palliativmedizin, fasste Maier zusammen. Demgegenüber stehe ein eklatanter Mangel an Bewusstsein für das Thema und an notwendiger Dokumentation. Diese wiederum sei aber Voraussetzung für ein haftungsrechtlich abgesichertes Vorgehen. Ein standardisiertes Vorgehen sei deshalb dringend angeraten.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden