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Lebensgefährliche NSAR-Intoleranz bei Asthma

Bei der sogenannten Widal-Trias oder Samter-Trias (früher: „Aspirin-Exacerbated Respiratory Disease“ – AERD, heutzutage „NSAID-Exacerbated Respiratory Disease“ – N-ERD genannt) liegen folgende drei Erkrankungen gleichzeitig vor:

·       Ein intrinsisches (typischerweise schweres) Asthma

·       Eine chronische Sinusitis mit Nasenpolypen

·       Eine Intoleranz gegenüber Hemmern der Cyclooxygenase-1 (COX-1): Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen, Metamizol, Naproxen, Diclofenac und Indometacin

Es wird vermutet, dass diese pharmakologische Intoleranz eine vorbestehende Schädigung der Atemwege lediglich aggraviert; die genaue Pathogenese ist jedoch bis heute unklar (eine Dysregulation pro- und antiinflammatorischer Lipidmediatoren mit einer gesteigerten Endorgan-Sensitivität scheint eine Rolle zu spielen).

Die Einnahme der genannten NSAR kann bei einer N-ERD innerhalb von wenigen Minuten zu einer Behinderung der Nasenatmung, zu einer schweren Atemwegsobstruktion und auch zu systemischen Reaktionen (Erytheme, Urtikaria, Übelkeit, Bauchkrämpfe) bis hin zum Schock führen:

Die Einnahme von NSAR sind daher bei diesen Patienten immer lebensbedrohlich!

Eine N-ERD ist nie angeboren, sondern immer (typischerweise im Erwachsenenalter) erworben. Sie tritt bei etwa 7 % aller Asthmapatienten und etwa 15 % aller Patienten mit schwerem Asthma auf (Frauen sind häufiger als Männer betroffen).  Bei der N-ERD geht die chronische Sinusitis mit Nasenpolypen der Asthmaentstehung meist voraus (häufiger Erkrankungsbeginn: 20. bis 40. Lebensjahr).

Früher wurde eine N-ERD mit einer ASS-Dauertherapie nach stationärer Einleitung („adaptive Desaktivierung“) behandelt. Seit der Verfügbarkeit von Biologika ist dies jedoch obsolet geworden, da Biologika bei einer N-ERD wirksamer, nebenwirkungsärmer und deutlich praktikabler sind, erklärte Lommatzsch.

Das Vorliegen einer N-ERD ist aus 2 Gründen von praktischer Bedeutung:

1.    Die Einnahme von COX-1-Hemmern muss strikt vermieden werden (empfohlene Alternative: Paracetamol oder Etoricoxib).

2.    Diese Patienten sprechen sowohl bezüglich des Asthmas als auch der chronischen Sinusitis mit Nasenpolypen sehr gut auf „Asthma-Biologika“ an (besser als Patienten ohne N-ERD); es handelt sich bei N-ERD um einen der Prädiktoren des Ansprechens auf Biologika.

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden