„Nun kennen wir sechs Studien mit insgesamt 2.332 Patienten, denen zufolge – zumindest wenn diese recht zeitnah nach dem Schlaganfall zum Einsatz kommt – eine Kombinationstherapie effektiver ist als die alleinige Thrombektomie“, erklärte Peter A. Ringleb, Sektionsleiter Vaskuläre Neurologie der Neurologischen Klinik am Universitätsklinikum Heidelberg. Bei Erkrankten, welche die Kombinationstherapie später erhalten, sei die Datenlage weniger eindeutig.
Die DSG empfiehlt deshalb folgendes Vorgehen:
· Patienten, die im 4,5-Stunden-Zeitfenster behandelt werden können, sollen möglichst eine Kombinationstherapie erhalten.
· Für das spätere Zeitfenster von 4,5 bis 9 Stunden erscheint die alleinige Thrombektomie ohne vorherige medikamentöse Thrombolyse vertretbar.
· Wenn ein Schlagfanfallpatient jedoch erst nach mehr als 9 Stunden Symptomdauer zur Therapie kommt, rät die DSG von einer systemischen Thrombolyse mit Alteplase ab.
„Als Experte der DSG möchte ich abschließend betonen, dass ein Schlaganfall immer ein absoluter medizinischer Notfall ist. Für jeden Patienten und für alle therapeutischen Möglichkeiten gilt: Je früher wir eine Therapie beginnen können, desto größer ist die Aussicht auf Erfolg und desto geringer ist das Risiko für die Patienten“, betonte Ringleb.
Die DSG fordere deshalb von allen Beteiligten – auch den Aufsichtsbehörden und der Politik – die permanente Verfügbarkeit von Alteplase sicherzustellen. Denn die Nachricht über einen Lieferengpass von Alteplase verbreitete sich im Frühjahr 2022 rasch – ein Mangel an diesem Medikament kann aber für viele Schlaganfall-Patienten lebensbedrohlich werden. Das Medikament wird weltweit ausschließlich durch das deutsche Unternehmen Boehringer Ingelheim hergestellt; diese Monopolstellung erhöht die Brisanz des weiter bestehenden Lieferengpasses.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden