Bei Patienten mit unipolaren Depressionen ist die zusätzliche Gabe von Lithium die häufigste Augmentations-Strategie zur Therapie depressiver Episoden und wird in der Nationalen Versorgungsleitlinie Unipolare Depression bei Nichtansprechen einer Monotherapie bzw. zur Wirkungsverstärkung empfohlen.
Allerdings stellt die langfristige (mehr als 20 Jahre andauernde) Einnahme von Lithium einen Risikofaktor für eine schwere Nierenerkrankung dar.
Für eine optimale Behandlung mit Lithium ist es daher erforderlich, einen Ausgangswert für die Nierenfunktion (in der Regel die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate, eGFR) zu ermitteln und diese während der Behandlung regelmäßig (ca. alle 3 bis 6 Monate, altersabhängig) zu überwachen. Falls die eGFR schnell oder unter einen Wert von 60 ml/min fällt, sollte eine Konsultation mit einem Nephrologen erwogen werden.
Die Entscheidung, Lithium aufgrund einer fortschreitenden Niereninsuffizienz abzusetzen, sollte auf der Grundlage einer Nutzen-Risiko-Analyse zusammen mit dem Nephrologen getroffen werden, so Bauer. Dabei seien andere mögliche Ursachen einer Nierenschädigung, die aktuelle Nierenfunktion und die individuelle Wirksamkeit von Lithium (wie deutlich profitiert der Patient?) berücksichtigt werden.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden