Es handelt sich um einen Paradigmenwechsel im Bereich der bildgebenden Diagnostik, der im Rettungsdienst einen erheblichen positiven Einfluss auf die Qualität der Patientenversorgung haben kann: Notfallpatienten werden nicht mehr erst in der Klinik der notwendigen Ultraschalldiagnostik zugeführt, nachdem vorher die Erstversorgung am Einsatzort durch den Notarzt und der anschließende Transport erfolgt sind.
Durch die strukturiert erlernte Integration der Ultraschalldiagnostik in die Notfallversorgung können viele Differenzialdiagnosen unmittelbar und mit hoher diagnostischer Sicherheit nachgewiesen oder ausgeschlossen werden. Damit wird die Zeit bis zu einer Entscheidung über das weitere Vorgehen zum Teil ganz erheblich verkürzt, sodass der Notfallpatient schneller einer zielführenden Therapie zugeführt werden kann:
· So wird zum Beispiel der Verdacht auf eine innere Blutung nach Sturz durch den direkten Nachweis im Ultraschall zur Gewissheit, was nachweislich zu einer Beschleunigung der Rettungskette führt.
· Wenn es gelingt, ein Lungenödem bei einem Patienten mit bekannter Herzinsuffizienz als Ursache einer Luftnot auszuschließen, verhindert dies die Gabe von Medikamenten, die ohne die Ultraschalldiagnostik sicherheitshalber verabreicht worden wären.
Das Konzept der Notfallsonografie im Rettungsdienst ist zwar nicht neu, aber bei Weitem noch nicht flächendeckend in Deutschland etabliert, kritisierte Seibel. Er sei davon überzeugt, dass die immer noch andauernde Verzögerung bei der Ausbreitung der Methode in die Fläche zum Nachteil der notfallmedizinischen Patientenversorgung wirke und vielleicht sogar Leben gefährde. Vor allem die Träger der Rettungsdienste seien hier gefordert, entsprechende Infrastrukturen zu schaffen.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden