Da Eingriffe am Pankreas zu den komplexesten und belastendsten Operationen in der Viszeralchirurgie gehören, ist auch die operative Expertise zentral für den Behandlungserfolg. „Das Gewebe des Pankreas ist besonders zart und empfindlich. Nähte halten darin deshalb oft schlecht. Zudem können durch die Verletzungen des Organs beim Operieren aggressive Enzyme wie Lipasen und Proteasen in die Umgebung austreten, die Heilungsstörungen wie Fisteln verursachen. Durch die Verwachsungen des Tumors mit lebenswichtigen Gefäßen sind starke Blutungen häufig, zudem müssen die angrenzenden Organe oft ebenfalls entfernt werden“, erklärte Jens Werner, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) und Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am LMU-Klinikum München.
Die Erfahrung des Operationsteams, moderne Operations- und Therapiemethoden, aber auch die Wahl des Krankenhauses sind zentral für die Überlebensdauer. „Im Durchschnitt ist die Sterblichkeit in Deutschland rund um die OP erschreckend hoch, in etwa 10 Prozent“, betonte Werner. „Diese hohe Letalität liegt daran, dass in vielen Kliniken Deutschlands nur wenige Pankreasoperationen durchgeführt werden.“
Begeben sich die Patienten dagegen in Pankreaszentren, liegt die Sterblichkeit unter 5 Prozent. Besonders an High-Volume-Zentren – das sind Kliniken, die mehr als 50 Eingriffe im Jahr durchführen – sinkt sie weiter auf 2 bis 4 Prozent, obwohl hier neben den Standardoperationen auch die besonders komplexen und fortgeschrittenen Fälle behandelt werden.
„Umso erstaunlicher ist es, dass im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarländern in Deutschland das Pankreaskarzinom theoretisch in jedem Krankenhaus operiert werden darf. Zum Wohle unserer Patienten sollte diese äußerst anspruchsvolle Therapie nur in Zentren erfolgen“, forderte Werner. Denn hier sei nicht nur das Überleben rund um die Operation, sondern in allen Krankheitsstadien – vom nur auf das Organ beschränkten Frühstadium bis zu fortgeschrittener Metastasierung – deutlich länger.
Dies betonte auch der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) Thomas Schmitz-Rixen: „Bedauerlicherweise hängt die Lebenserwartung Betroffener derzeit von deren Krankenhauswahl ab. Bei der Frage, welche Operationen in welchem Klinikum angeboten werden, muss daher die Qualität eine größere Rolle spielen. Das bedingt, dass komplexe Leistungen wie die Behandlung des Pankreaskarzinoms zentralisiert werden. Wir begrüßen deshalb auch die Krankenhausreform, bei der Kliniken nach Leistungsgruppen eingestuft werden sollen, sodass bestimmte Behandlungen nur in dafür besonders qualifizierten Häusern erbracht werden dürfen.“
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden