Ein erheblicher Teil von Patienten leidet nach Operationen an starken akuten Schmerzen, die zu postoperativen Komplikationen sowie zur Schmerz-Chronifizierung mit Einschränkungen der Lebensqualität beitragen können. Die perioperative Gabe von Opioiden galt lange Zeit als weltweit etabliert, wird jedoch heute als ein möglicher Auslöser für einen langfristigen Opioid-Fehlgebrauch diskutiert. Bisher ist unklar, ob dies für alle Operationen und Patienten gleichermaßen gilt.
In Europa und Deutschland sind die Opioid-Verschreibungen und die eingenommenen Tagesdosen über die letzten Jahre erheblich gestiegen, wenn auch noch nicht in dem Umfang wie in Nordamerika. Jedoch gibt es aus Deutschland kaum Daten zur Langzeiteinnahme von Opioiden und der Indikation für die Opioid-Einnahme nach Operationen.
Noch sind Cannabinoide nicht im gleichen Umfang wie Opioide als problematische Substanzgruppe für den perioperativen Umgang identifiziert; Analogien zur Verordnungspraxis sind jedoch nicht von der Hand zu weisen. Inzwischen ist die Abhängigkeit von Cannabinoiden gut belegt. Nebenwirkungen im kardiovaskulären, respiratorischen und zentralen Nervensystem sowie Auswirkungen auf die Schmerzverarbeitung sind bekannt.
Im perioperativen Umgang mit den Substanzen sind Strategien zu entwickeln, welche bei verschiedenen Risiko-Populationen einen pragmatischen Umgang ermöglichen und im ambulanten wie auch stationären Bereich etablierbar sind, erklärten die Schmerzmediziner. Die frühzeitige Überweisung und Vorstellung der Patienten in der Anästhesieambulanz zur Eingriffsplanung und eine konsiliarische Mitbehandlung durch Akutschmerzdienste könnten helfen, einen problematischen Verlauf hinsichtlich des schmerzrelevanten Outcomes und der analgetischen Therapie in dieser Population durch schmerzmedizinische Expertise zu verhindern.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden