Die Blutungen werden üblicherweise anhand des Blutverlustes innerhalb der ersten 24 Stunden definiert: 1. nach vaginaler Entbindung > 500 ml und 2. nach Sectio caesarea
> 1.000 ml. Zudem kann man von schweren peripartalen Blutungen sprechen, wenn der Blutverlust nach vaginaler Entbindung > 1.000 ml und nach Sectio caesarea > 1.500 ml beträgt.
Dabei sind die meist gesunden Schwangeren nicht nur durch den Blutverlust selbst gefährdet, sondern auch durch die Begleitumstände: Eine oft schleichend verlaufende Anfangsphase der Blutung, die schlechte Einschätzbarkeit des Blutverlusts mit Unterschätzung der Blutungsmenge und schließlich oft eine zu späte Eskalation der Maßnahmen, weil der initiale Blutverlust zuerst meist gut toleriert wird und dann eine rapide Dekompensation droht.
Die Merkregel zu den Ursachen einer peripartalen Blutung ist – trotz des trivialen Inhalts – ein hilfreicher Aspekt in der täglichen Praxis („4-T-Merkregel“):
1. Tonus: z. B. postpartale Uterusatonie
2. Trauma: z. B. Verletzung der Geburtswege
3. Tissue: z. B. Plazentarest bzw. vermehrte Blutung bei Plazentationsstörung wie z. B. Placenta praevia oder Placenta accreta
4. Thrombin: Koagulopathie als Verlust- oder Verbrauchskoagulopathie
Die Bedeutung der Koagulopathie als einer der drei Faktoren der sogenannten letalen Triade (Hypothermie, Azidose und Koagulopathie) kann im geburtshilflichen Kontext gar nicht oft genug thematisiert und hoch genug eingeschätzt werden, betonte Kranke.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden