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Primäre Mitralklappeninsuffizienz frühzeitig operieren!

Bei der Mitralklappeninsuffizienz unterscheidet man hinsichtlich des Entstehungsmechanismus zwischen einer primären und einer sekundären Form:

·         Der primären Mitralklappeninsuffizienz liegt eine direkte strukturelle Schädigung der Klappensegel zugrunde. Am häufigsten sind dabei ein Vorfallen (Prolaps) bzw. Durchschlagen (Flail) der Klappensegel. Weiterhin kann es in Folge von Verkalkungen, Endokarditiden, rheumatischen Erkrankungen oder weiteren seltenen Ursachen, z. B. Neoplasien, zur direkten Klappenschädigung kommen.

·         Die sekundäre Mitralklappeninsuffizienz wird durch Restriktion der Klappensegel oder Ringdilatation in Folge von geometrischen (nach Myokardinfarkt auch asymmetrischen) Veränderungen des linken Ventrikels und/oder linken Vorhofs bedingt.

Die Unterscheidung ist sehr wichtig, weil sowohl die Prognose als auch die empfohlenen Therapiemaßnahmen davon abhängen.

Unbehandelt geht die hochgradige unabhängig vom Mechanismus mit einer sehr schlechten Prognose einher. Über alle Entitäten der Mitralklappeninsuffizienz hinweg kann festgehalten werden, dass sich die Überlebenswahrscheinlichkeit in einem 10-Jahres-Zeitraum verglichen mit einem gleichaltrigen Vergleichskollektiv etwa halbiert.

Bei der primären Mitralklappeninsuffizienz ist die operative Therapie schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt einer abwartenden Strategie überlegen. Sowohl beim Vorliegen von Symptomen als auch frühen Anzeichen einer beginnenden linksventrikulären Dysfunktion (LVESD ≥ 40 mm und/oder LVEF ≤ 60 %) wird in den aktuellen ESC/EACTS Guidelines eine Operation klar empfohlen, wobei vorzugsweise eine Rekonstruktion der Klappe erfolgen sollte (jeweils Klasse-I-Empfehlungen).

Vahanian A et al. (2021). 2021 ESC/EACTS Guidelines for the management of valvular heart disease. Eur. Heart J., 43, 561–632.

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden