Bei der Progredienzangst handelt es sich – im Gegensatz zu Ängsten aus dem Bereich der psychischen Störungen – um eine Realangst, die aus einer potenziellen Bedrohung mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung resultiert. Progredienzangst ist somit eine normale Reaktion; sie kann aber auch ein dysfunktionales Ausmaß annehmen und behandlungsbedürftig werden.
Etwa die Hälfte aller Krebspatienten zeigt mindestens moderate Progredienzangst, die mit einer höheren psychischen Belastung, häufigeren Inanspruchnahme des Gesundheitssystems und einer geringeren Lebensqualität einher geht. Progredienzangst ist auch im Langzeitverlauf ein relevantes Problem, so Zimmermann. Wirksame Behandlungselemente der Progredienzangst beinhalten Verbesserung der Selbstwahrnehmung, Achtsamkeit, Psychoedukation und Konfrontation in sensu.
Bei der Konfrontation in sensu werden die Patienten angeleitet, sich die schlimmstmögliche Situation vorzustellen und so lange gedanklich in dieser Situation zu bleiben, bis die Angst deutlich nachlässt. Hierbei greift das Prinzip der Habituation. Das Aushalten der Angst bis zu ihrem Nachlassen verdeutlicht, dass die Patienten der Angst nicht hilflos ausgeliefert sind, sondern etwas dagegen tun können, nämlich sich mit den angstbesetzten Vorstellungen oder Situationen auseinanderzusetzen.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden