Zentrale Aufgaben der psychoonkologischen Versorgung sind patientenorientierte und
bedarfsgerechte Information, psychosoziale Beratung, psychoonkologische Diagnostik und psychoonkologische Behandlung der psychischen Beschwerden und Unterstützung der Krankheitsverarbeitung sowie die Verbesserung psychischer, sozialer sowie funktionaler Folgeprobleme und Belastungen.
Häufig sind subsyndromale psychische Belastungen, d. h. unterschwellige Belastungen, die unterhalb des Cut-off-Wertes der diagnostischen Kriterien nach ICD-10 oder DSM-IV anzusiedeln sind. Bei Krebspatienten umfassen sie vor allem eine allgemeine psychische Belastung (Disstress), Ängste (vor allem Progredienz-/Rezidivangst) sowie Depressivität. Dabei versteht man unter Depressivität eine niedergeschlagene Grundstimmung, welche die Entstehung einer depressiven Störung begünstigt.
Als Vulnerabilitätsfaktoren und Prädiktoren für psychische Störungen bei
Krebspatienten sind eine Reihe von soziodemografischen Faktoren zu nennen, insbesondere Alter, Geschlecht, Bildungsstand und sozioökonomischer Status. Weiterhin begünstigen Schmerzen, eine hohe körperliche Symptombelastung und Fatigue das Auftreten einer psychischen Störung, so die Leitlinienautoren.
Kommentar
Aus gutachtlicher Sicht ist anzumerken, dass entsprechende psychische Störungen oder gar manifeste psychische Erkrankungen bei der Begutachtung etwa der beruflichen Leistungsfähigkeit (auch bei organisch geheilten) Krebspatienten beachtet, adäquat diagnostiziert und in der Beurteilung berücksichtigt werden müssen. Dass die Angst vor dem Fortschreiten der Erkrankung, die sogenannte Progredienzangst, die größte Herausforderung bei der Krankheitsbewältigung bei Krebspatienten ist, hat Tanja Zimmermann auf dem 16. Urologie-Update-Seminar Anfang März 2023 berichtet (/node/203275).
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden
Autorenzeile