Die psychopharmakologische Behandlung ist vor allem im Bereich der Primärversorgung weit verbreitet; dabei kommen zumeist trizyklische Antidepressiva, selektive Serotonin- oder Noradrenalin- und Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs, SSNRIs), pflanzliche Präparate wie Johanniskraut, atypische Substanzen wie Opipramol oder niedrig dosierte Neuroleptika zum Einsatz.
Während zur passageren symptomorientierten Therapie einige kontrollierte Studien vorliegen, ist die Evidenz für psychopharmakologische Therapieansätze bei somatoformen Störungen im Allgemeinen jedoch sehr gering. Daher sollten die Erwartungen der Patienten an eine solche Medikation – vor allem im Sinne einer kausalen Behandlung, wie sie sich viele Patienten vorstellen – aktiv relativiert werden, forderte Lahmann. Hier sei es wichtig, darauf hinzuweisen, dass es sich um einen Versuch der medikamentösen Linderung, aber nicht um die kausale Behandlung einer möglichen Grunderkrankung handele.
Mit Blick auf die hohe Sensitivität für unerwünschte Arzneimittelwirkungen, die bei vielen Patienten mit somatoformen Störungen zu beobachten sei, sollten bevorzugt neuere und gut verträgliche Präparate wie Escitalopram oder Sertralin als SSRIs, Venlafaxin als SSNRI oder Mirtazapin als noradrenerges und spezifisch serotonerges Antidepressivum (NaSSA) zur Anwendung kommen.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden