Bei penetrierenden Verletzungen mit Verlust der Lichtwahrnehmung („nulla lux“) bei der Erstuntersuchung ist die Prognose nicht vorhersehbar. Infolgedessen ist die Behandlung dieser Patienten mit nach wie vor umstritten. Die Enukleation, sei es primär zum Zeitpunkt der Primärversorgung oder sekundär, wurde in der Vergangenheit häufig durchgeführt, nicht zuletzt, um das Risiko einer sympathischen Ophthalmie zu vermindern.
In jüngerer Zeit hat sich der Behandlungs-Standard jedoch in Richtung einer Bulbus-Rekonstruktion verschoben, auch wenn das bevorzugte Vorgehen insbesondere im Hinblick auf eine primäre Vitrektomie umstritten ist.
Eine jetzt vom „Massachusetts Eye and Ear“ publizierte Studie hat an einer Serie von 147 Augen, bei denen eine Versorgung wegen einer penetrierenden Augenverletzung notwendig wurde und die bei der Erstuntersuchung einen Verlust der Lichtwahrnehmung hatten, untersucht, welche Chancen und Risikofaktoren für eine mögliche Wiederherstellung nachweisbar waren. Eine Bulbus-Ruptur war die häufigste Verletzungsart (86 %).
17 % dieser Augen konnten eine Funktion wiedererlangen. Die Mehrheit dieser Patienten hatte Wahrnehmung von Lichtschein (60 %), gefolgt von 20/500 oder besser (20 %), Wahrnehmung von Handbewegungen (12 %) und Fingerzählen (8 %). Der einzige klinische Parameter, der mit einer schlechten Prognose korreliert war, war der Nachweis einer desorganisierten Gewebsmasse im Augeninneren im Ultraschall nach der initialen Versorgung.
Sherif, N.A., Hoyek, S., Wai, K. et al. (2024). Recovery of vision in open globe injury patients with initial no light perception vision. Ophthalmol Retina 2024, epub ahead DOI 10.1016/j.oret.2024.04.010
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden