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Retinablutungen im Säuglingsalter: Schütteltrauma nicht übersehen!

Geburtsbedingte Retinablutungen sind häufig und harmlos, von der Ausprägung meist intraretinal und betreffen eher den hinteren Augenpol. Entscheidend für die Differenzialdiagnose ist, dass nach aktuellen Studiendaten diese Blutungen bei 83 % im Mittel zehn Tage nach Geburt resorbiert waren und die längste berichtete Dauer bis zur Resorption 58 Tage betrug.

Wenn also ein Kind jenseits der sechsten Lebenswoche noch deutliche bilaterale intra- oder epiretinale oder subhyaloidale Blutungen bis weit in die Peripherie zeigt, ist ein Schütteltrauma nicht unwahrscheinlich. In allen Fällen sollte eine ergänzende Kernspintomographie durchgeführt werden, um die typischerweise begleitende Subduralblutung zu belegen oder zu verwerfen. Pathophysiologisch kommt es beim Schütteltrauma zu einem wiederholten Akzelerations-Dezelerations-Trauma mit Einreißen von Brückenvenen und nachfolgender Subduralblutung, ähnlich einem Tersonsyndrom.

Der Augenarzt trägt somit in der Abklärung retinaler Blutungen im Säuglingsalter große Verantwortung, betonte Lagrèze. Harmlose postpartale Netzhautblutungen verschwinden bis zur sechsten Lebenswoche.

 

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden